Letzte Abfahrt aus München von Joachim Ringelnatz
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„Schlafwagen.“ Schön klingt dieses Wort. |
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Schlafen und dennoch vorwärts sausen. |
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Nun ging ich endgültig von München fort. |
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Es standen sieben treue Freunde draußen. |
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Lang ist die Eisenbahnfahrt, kurz ein Leben. — |
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Was wird sich mir und ihr wohl nun begeben? |
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Es ist nicht wichtig, was wer wem verleidet. |
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Es ist kleindumm, wenn jemand bös beneidet. |
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Es ist beneidenswert, was jemand heimlich leidet. |
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Wir alle leben so gern im Bequemen. |
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Was du je grübeltest und schriest und sangst — — |
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Es scheint mir gut, wenn du beim Abschiednehmen |
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Statt um dich selbst um einige Freunde bangst. |
Details zum Gedicht „Letzte Abfahrt aus München“
Joachim Ringelnatz
7
13
92
1932
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Letzte Abfahrt aus München“ stammt von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettist, der von 1883 bis 1934 lebte. Daher lässt sich das Gedicht zeitlich in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts einordnen, einer turbulenten Zeit mit tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen.
Der erste Eindruck des Gedichts ist eine melancholische und gleichzeitig zuversichtliche Note. Es beginnt mit einer Betrachtung des „Schlafwagens“, der mit dem Konzept des Schlafens während der Bewegung sowohl unbeabsichtigte Trägheit als auch fortschrittliche Aktivität symbolisieren kann.
Das lyrische Ich verlässt München, begleitet von sieben treuen Freunden, die draußen stehen. Dies symbolisiert das Ende eines Lebensabschnitts und den Beginn eines neuen, unbekannten Weges. Es verweist auf die Vergänglichkeit des Lebens mit der Aussage, dass eine Eisenbahnfahrt lang und doch das Leben kurz ist.
Das lyrische Ich reflektiert über Werte und Verhaltensweisen, drückt sowohl Kritik als auch Mitleid für bestimmte Verhaltensweisen aus. Es vermittelt die Botschaft, dass es wichtiger ist, die Gefühle und Bedürfnisse anderer zu berücksichtigen, als sich selbst zu bemitleiden.
Formal besteht das Gedicht aus sieben Strophen mit jeweils unterschiedlicher Versanzahl. Diese Unregelmäßigkeit könnte auf die Unregelmäßigkeiten und Unvorhersehbarkeiten des Lebens hinweisen.
Die Sprache des Gedichts ist klar und präzise, ohne verschleierte Metaphern oder komplexe Symbolik. Ringelnatz nutzt ausgezeichnet die Kraft der einfachen Sprache, um tiefgründige Emotionen und Gedanken auszudrücken.
Insgesamt ist „Letzte Abfahrt aus München“ ein Gedicht, das über Abschied reflektiert und die Vergänglichkeit des Lebens betont, und gleichzeitig dazu ermutigt, Mitgefühl und Respekt für andere zu zeigen. Es ist eine Aufforderung, das Leben in seiner Kürze zu erkennen und auf eine menschenfreundliche Weise zu leben und zu interagieren.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Letzte Abfahrt aus München“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. Im Jahr 1932 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das 92 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 13 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abendgebet einer erkälteten Negerin“, „Abermals in Zwickau“ und „Abgesehen von der Profitlüge“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Letzte Abfahrt aus München“ weitere 560 Gedichte vor.
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Zum Autor Joachim Ringelnatz sind auf abi-pur.de 560 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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