Lenz von Heinrich Kämpchen

Nun schau’ ich euch wieder im sonnigen Strahl,
Du schimmernde Ruhra, du lachendes Tal,
Ihr Wälder und Auen mit knospendem Grün,
Ihr Berge und Hänge und Schroffen so kühn.
Und hat mir der Winter beengt auch die Brust,
Wie labt mich der Anblick, wie stärkt mich die Lust!
Ich schreite nun wieder zu Tale, zum Grund,
Der Frühling, die Sonne, sie machen gesund. –
 
Und wo ich im Walde mir suche die Rast,
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Da lockt’s im Gezweige, da zirpt es vom Ast,
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Die Finken und Drosseln, sie rufen gar hell:
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Willkommen, willkommen, viellieber Gesell!
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Wir sind ja Genossen, du singest wie wir,
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Und bist du Poete, wir sind es mit dir,
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Wir dichten ja Lieder, ganz eben wie du,
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Und mehr noch, wir machen die Weisen dazu. –
 
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So lockt’s im Gezweige, so grüßt es vertraut
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Von hüben, von drüben mit fröhlichem Laut,
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Mit Singen und Klingen im grünen Revier,
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Es sind ja Kollegen und Freunde von mir. –
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Und murmelnde Quellen, sie sprudeln vom Hang,
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Und wispern und raunen mit heimelndem Klang,
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Sie rieseln behende durch Auen und Flur,
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Und suchen den Weg sich zur silbernen Ruhr. –
 
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Und wo ich auch schreite, und wo ich auch geh’,
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Ich immer nur Neues und Herrliches seh’,
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Verklärt von der Sonne mildleuchtendem Strahl,
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Die blühenden Hänge, das lachende Tal. –
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Und hat mir der Winter beengt auch die Brust,
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Der Frühling, die Sonne sind Bringer der Lust,
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Sie scheuchen des Nordsturms verderbliches Weh’n,
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Sie malen die Heimat so lieblich und schön. –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.3 KB)

Details zum Gedicht „Lenz“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
248
Entstehungsjahr
1909
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts „Lenz“ ist Heinrich Kämpchen, ein Lyriker, der in der zweiten Hälfte des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts lebte.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht lebendig und beschwingt und verbreitet eine positive Stimmung durch die Betonung des Frühlings und der ihn begleitenden Freuden. Dabei wird gerade durch die detaillierte Beobachtung der Natur und des Lebensraumes eine intensive Verbundenheit deutlich.

Inhaltlich thematisiert das Gedicht die Freude über das Wiedererwachen der Natur im Frühling. Der lyrische Sprecher betrachtet die sonnigen Täler, Wälder, Flüsse und Berge mit Begeisterung und Freude. Die bedrückende Enge des Winters weicht der lebensbejahenden Stimmung des Frühlings. Er fühlt sich durch die Landschaft und ihre belebenden Elemente – den Anblick der Natur, das Singen der Vögel und das Murmeln der Quellen – geheilt und gestärkt. Die Vögel im Wald begrüßen ihn freudig und sehen ihn als Kollegen, da er als Poet ebenso wie sie Lieder kreiert. In der letzten Strophe wird die Freude des lyrischen Sprechers durch die wiederkehrende Sonne hervorgehoben, die alles in neuem Licht erscheinen lässt und seine Heimat lieblich und schön malt.

In Bezug auf die verwendete Form und Sprache ist zu bemerken, dass das Gedicht in vier Strophen zu je acht Versen unterteilt ist. Der Rhythmus und das Reimschema (abwechselnde männliche und weibliche Reime) verleihen dem Gedicht einen lebendigen und flüssigen Klang. Der Sprachgebrauch ist bildhaft und vereint den lyrischen Sprecher auf emotionaler Ebene eng mit der Natur. Dabei wird durch den gezielten Einsatz von Verben eine Dynamik erzeugt, die die Wiederbelebung der Natur im Frühling symbolisiert.

Zusammengefasst, das Gedicht „Lenz“ von Heinrich Kämpchen feiert das Wiedererwachen der Natur im Frühling, wobei der Dichter seine Verbundenheit mit der Natur ausdrückt und seine Freude über die Erneuerung des Lebens betont. Der lyrische Sprecher findet Trost und Freude in der Natur und zeichnet dadurch ein optimistisches Bild des Frühlings und des Lebens selbst.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Lenz“ ist Heinrich Kämpchen. Im Jahr 1847 wurde Kämpchen in Altendorf an der Ruhr geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1909 zurück. Der Erscheinungsort ist Bochum. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 248 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Kämpchen sind „Am Rhein“, „Am Weinfelder Maar“ und „Am goldenen Sonntag“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Lenz“ weitere 165 Gedichte vor.

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