An die Horen von Karoline Marie Luise Brachmann

Schöne himmlische Schwestern, leichte Horen,
Die ihr auf Aetherflügeln Schmerz und Freude
Zu den Sterblichen bringt, und Nacht und Morgen
Wechselnd heraufführt;
Hört, o Töchter Kronions, mich! so lang noch
Locken der Jugend meine Stirn umkränzen,
Schwebt in ernster Gestalt vor meiner heitern
Seele vorüber!
Führt mich in der Betrachtung stillen Tempel,
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Mildert der Jugend rasche Glut mit ernsten
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Bildern, daß ich nicht untergeh’ im Meere
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Heißer Gefühle.
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Aber dekt mich des Alters Schnee dann schwebt mir
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Lächelnd in sanftem Morgenglanz vorüber.
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Dann, o Göttinnen hellt den matten Blick mit
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Rosigen Bildern.
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LOUISE.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „An die Horen“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
17
Anzahl Wörter
93
Entstehungsjahr
1799
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „An die Horen“ stammt von der Dichterin Karoline Marie Luise Brachmann, welche im Zeitalter der Romantik, genauer zwischen den Jahren 1777 und 1822, lebte.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht wie ein leidenschaftliches und zugleich ehrfürchtiges Anrufen und Bitten an die Horen. Diese sind mythische Figuren aus der griechischen Mythologie, repräsentieren die Jahreszeiten und symbolisieren den Fluss der Zeit.

Inhaltlich spricht das lyrische Ich hier die Horen direkt an und bittet sie um Weisheit und Gemäßigtheit in der Hitze der Jugend und um Hoffnung und Schönheit im hohen Alter. Sie hofft darauf, dass durch die besänftigende Präsenz der Horen ihr jugendlicher Übermut abgefedert wird und sie nicht in einem Meer von Gefühlen untergeht. Die zweite Bitte betrifft ihr späteres Leben, wenn die Jugend verflogen und ihr Alter von von Schnee bedeckt ist. In dieser Zeit wünscht sie sich, dass die Horen ihr dann ein erfrischendes Morgenrot, ein Wiederaufblühen, gewähren.

Die Sprache ist eher hochgestochen und hat eine poetische, manchmal fast schwärmerische Anmut. Zudem beweist Brachmann ein fundiertes Wissen über die griechische Mythologie und sie macht Gebrauch von mythologischen Anspielungen.

Formal besteht das Gedicht aus 17 Versen. Es hat keine traditionelle Strophenstruktur, sodass es formal eher einem freien Vers entspricht. Rhythmus und Metrik sind nicht klar definiert, was dazu beiträgt, dass der Text fließend und eher prosaisch wirkt.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Karoline Marie Luise Brachmann in „An die Horen“ das Thema Vergänglichkeit und Zeit aufgreift. Sie stellt den Wunsch und die Hoffnung auf ein ausgewogenes Leben in den Mittelpunkt, welches sowohl die Höhen und Tiefen der Jugend als auch die Anmut des Alters beinhaltet. Zudem zeigt das Gedicht ihre Auseinandersetzung mit den klassischen Mythen und ihren Glauben an deren symbolische Bedeutung.

Weitere Informationen

Die Autorin des Gedichtes „An die Horen“ ist Karoline Marie Luise Brachmann. Die Autorin Karoline Marie Luise Brachmann wurde 1777 in Rochlitz geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1799 entstanden. Der Erscheinungsort ist Tübingen. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik oder Romantik zu. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 93 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 17 Versen. Die Gedichte „Der Führer“, „Treue Liebe“ und „Meine Wahl“ sind weitere Werke der Autorin Karoline Marie Luise Brachmann. Zur Autorin des Gedichtes „An die Horen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 20 Gedichte vor.

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