Leda von Rainer Maria Rilke

Als ihn der Gott in seiner Not betrat,
erschrak er fast, den Schwan so schön zu finden;
er ließ sich ganz verwirrt in ihm verschwinden.
Schon aber trug ihn sein Betrug zur Tat,
 
bevor er noch des unerprobten Seins
Gefühle prüfte. Und die Aufgetane
erkannte schon den Kommenden im Schwane
und wußte schon: er bat um eins,
 
das sie, verwirrt in ihrem Widerstand,
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nicht mehr verbergen konnte. Er kam nieder,
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und halsend durch die immer schwächre Hand
 
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ließ sich der Gott in die Geliebte los.
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Dann erst empfand er glücklich sein Gefieder
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und wurde wirklich Schwan in ihrem Schoß.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Leda“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
99
Entstehungsjahr
1918
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht ist „Leda“ von Rainer Maria Rilke, einem der bedeutendsten Lyriker der deutschsprachigen Literatur. Rilke wurde 1875 geboren und starb 1926, das Gedicht kann also in das späte 19. bzw. frühe 20. Jahrhundert eingeordnet werden.

Das Gedicht schafft auf den ersten Blick eine intensive und verwirrende Atmosphäre. Es scheint von der Begegnung eines Gottes, der sich in einen Schwan verwandelt hat, mit einer Sterblichen namens Leda zu handeln.

Das Gedicht erzählt die Geschichte eines Gottes, der in seiner Not einer irdischen Frau begegnet. Er nimmt die Gestalt eines Schwans an und verschwindet in ihm, um sich vor ihr zu verstecken. Die Frau erkennt den eingetretenen Gott im Schwan und kann sich seiner Anziehung nicht entziehen. Der Gott löst sich von ihr und empfindet seine Verwandlung in den Schwan als erfüllend und glücklich.

Die Aussage des Gedichts ist vielschichtig. Einerseits kann es als Darstellung der Nähe und Distanz zwischen Gottheit und Menschheit gesehen werden, und dass selbst Götter manchmal Zuflucht im Irdischen suchen. Andererseits kann es auch als Darstellung einer kraftvollen, göttlichen Liebe, die sich mit ihrer Geliebten vereint, interpretiert werden.

Die Form des Gedichts ist nicht strikt gebunden, es hat vier Strophen, wobei die ersten beiden vier Verse und die letzten beiden drei Verse aufweisen. Rilke nutzt eine eher archaisierende und gehobene Sprache, um die erhabene Situation und die emotionale Intensität der Begegnung zu unterstreichen. Er spielt mit den Lesererwartungen und überrascht mit unerwarteten Wendungen. So entsteht eine gewisse Dramatik und Spannung. Der Einsatz von Metaphern und die teilweise unklare und mehrdeutige Formulierung tragen zur Komplexität und Vielschichtigkeit des Gedichts bei.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Leda“ des Autors Rainer Maria Rilke. 1875 wurde Rilke in Prag geboren. Im Jahr 1918 ist das Gedicht entstanden. In Leipzig ist der Text erschienen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 99 Worte. Die Gedichte „Advent“, „Allerseelen“ und „Als ich die Universität bezog“ sind weitere Werke des Autors Rainer Maria Rilke. Zum Autor des Gedichtes „Leda“ haben wir auf abi-pur.de weitere 338 Gedichte veröffentlicht.

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