Lebhafte Winterstraße von Joachim Ringelnatz

Es gehen Menschen vor mir hin
Und gehen mir vorbei, und keiner
Davon ist so, wie ich es bin.
Es blickt ein jedes so nach seiner
Gegebenen Art in seine Welt.
 
Wer hat die Menschen so entstellt??
 
Ich sehe sie getrieben treiben.
Warum sie wohl nie stehenbleiben,
Zu sehen, was nach ihnen sieht?
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Warum der Mensch vorm Menschen flieht?
 
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Und eine weiße Weite Schnee
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Verdreckt sich unter ihren Füßen.
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So viele Menschen. Mir ist weh:
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Keinen von ihnen darf ich grüßen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Lebhafte Winterstraße“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
81
Entstehungsjahr
1929
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Lebhafte Winterstraße“ stammt von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettisten, der von 1883 bis 1934 lebte. Die Zeitspanne seiner Schaffensperiode, beginnend in der Kaiserzeit, durchgehend bis zur Weimarer Republik und endend in der NS-Zeit, bietet einen breiten kulturellen und historischen Kontext.

Auf ersten Blick lässt das Gedicht eine düstere, melancholische Stimmung erkennen. Der lyrische Sprecher reflektiert über die Menschen, die an ihm vorbeigehen, bringt Unverständnis für ihre Verhalten zum Ausdruck und zeigt eine sehr isolierte, einsame Betrachtungsweise der umgebenden Welt.

In den ersten fünf Versen nennt der lyrische Sprecher die ihm begegnenden Leute und hebt gleichzeitig im dritten Vers seine Einzigartigkeit und Andersartigkeit hervor. Er reflektiert über den individuellen Blickwinkel des Einzelnen, der von der ihn umgebenden Welt geprägt wird.

Im anschließenden Vers hinterfragt der lyrische Sprecher, warum die Menschen so entstellt sind. Es ist jedoch unklar, ob dies im physikalischen oder metaphorischen Sinne gemeint ist. Er fährt fort, die hektische Bewegung der Menschen zu beobachten und fragt sich, warum niemand stehen bleibt, um die Welt um sich zu erkennen und warum Menschen vor einander fliehen.

In den letzten vier Versen wird die winterliche Umgebung vorgestellt, eine „weiße Weite Schnee“, die durch die Menschen befleckt und besudelt wird. Die Stimmung kulminiert in der Erkenntnis des lyrischen Sprechers, dass ihm der Kontakt zu diesen Menschen verwehrt ist.

Im Hinblick auf Form und Sprache ist bemerkenswert, dass das Gedicht in freien Versen ohne Reim und festes Metrum geschrieben ist. Diese Form unterstreicht die Individualität und Unabhängigkeit des lyrischen Egos. Die hauptsächlich einfachen, unverzierten sprachlichen Mittel und der Verzicht auf Reim und Rhythmus tragen zur düsteren, melancholischen Atmosphäre des Gedichts bei und betonen die Isolation und Einsamkeit des lyrischen Ichs.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Lebhafte Winterstraße“ ist Joachim Ringelnatz. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1929 zurück. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 81 Worte. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „Abschiedsworte an Pellka“, „Afrikanisches Duell“ und „Alone“. Zum Autor des Gedichtes „Lebhafte Winterstraße“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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