Lebensgruß von Heinrich Heine

Eine große Landstraß’ ist unsre Erd’,
Wir Menschen sind Passagiere;
Man rennet und jaget, zu Fuß und zu Pferd,
Wie Läufer oder Couriere.
 
Man fährt sich vorüber, man nicket, man grüßt
Mit dem Taschentuch’ aus der Carosse;
Man hätte sich gerne geherzt und geküßt, –
Doch jagen von hinnen die Rosse.
 
Kaum trafen wir uns auf derselben Station,
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Herzliebster Prinz Alexander,
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Da bläst schon zur Abfahrt der Postillon,
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Und bläst uns schon auseinander.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Lebensgruß“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
72
Entstehungsjahr
1817–1821
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Lebensgruß“ stammt von Heinrich Heine, einem der bedeutendsten deutschen Dichter und Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Auch wenn das Gedicht keinen genauen Erscheinungszeitpunkt ausweist, kann man es in die Spätromantik einordnen, da Heine zwischen etwa 1820 und 1856 literarisch aktiv war.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht wie eine Beobachtung des menschlichen Lebens und seine Vergänglichkeit. Es verwendet Metaphern des Reisens und des Begegnens, um die Vorübergehendheit und die flüchtigen Begegnungen in unserem Leben darzustellen.

Inhaltlich lässt sich das Gedicht als Metapher auf das Leben interpretieren. Hier ist die Erde als eine Landstraße dargestellt, auf der alle Menschen wie Passagiere sind. Sie hetzen und jagen, grüßen sich flüchtig, aber zumeist besteht nur wenig Zeit für tiefgehende Begegnungen. Der allgemeine Rausch des Lebens lässt keinen Raum für längere Aufenthalte oder innige Beziehungen. Besonders auffällig ist das im Verhältnis zum Adressaten „Herzliebster Prinz Alexander“ im Gedicht. Ein Treffen oder ein kurzer Aufenthalt zusammen kann nicht stattfinden, da der Postillon (hier als Metapher des Schicksals) bereits zur Weiterfahrt bläst.

Die Form des Gedichts ist eine regelmäßige Strophen- und Versform. Jede Strophe besteht aus vier Versen. Der Wechsel von Jambus und Trochäus im Metrum verleiht dem Gedicht einen rasanten, vorantreibenden Rhythmus, welcher die unaufhaltsame Eile des Lebens unterstreicht. Beim Reimschema hält Heine sich an den Kreuzreim (abab).

Heine verwendet in seinem Gedicht eine einfache und alltägliche Sprache. Er bedient sich einer Straßenreise als Metapher, um das Leben begreifbarer für seine Leser zu machen. Die Sprache ist bildhaft und malerisch, was den Leser in die Szene einführen und ihm eine abstrakte Vorstellung vom vorüberziehenden Leben geben soll. Dabei erzeugt Heine eine leicht melancholische Stimmung, da die verpassten Gelegenheiten und die Vorübergehendheit des Lebens betont werden.

Im Gesamten handelt es sich bei „Lebensgruß“ um ein anschauliches Gedicht, das auf subtile Weise das rasante und vergängliche Wesen der menschlichen Existenz auf unserer Erdkugel hervorhebt und den Leser dazu einlädt, einmal innezuhalten und über die Natur unseres Lebens nachzudenken.

Weitere Informationen

Heinrich Heine ist der Autor des Gedichtes „Lebensgruß“. 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1821 entstanden. Erschienen ist der Text in Hamburg. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Der Schriftsteller Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 72 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Die Gedichte „Almansor“, „Als ich, auf der Reise, zufällig“ und „Alte Rose“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Heine. Zum Autor des Gedichtes „Lebensgruß“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 535 Gedichte vor.

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