Leben wie Karneval von Joachim Ringelnatz

Jeder summt sein Sümmchen
Oder brummt sein Brümmchen
Wie ein Bär oder wie ein Bienchen,
Wenn er ganz in sich
Hindöst. – Aber öffentlich
Zieht dann jeder, jede,
Jedes sein Mienchen. – – –
 
(Fällt mir plötzlich ein Gerede
Ein, eines Arztes mit schizophrenen Fraun.
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Hielt der Arzt sie heimlich lieb am Zügel.
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Sagte eine: „Hängen Sie meinen
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Linken Lungenflügel
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An den Gartenzaun!“)
 
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Jedes flucht sein Flüchlein,
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Wenn’s nicht ging, wie’s ihmnach gehen soll.
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Manches weint ein Tüchlein
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Oder scheißt ein Höslein voll.
 
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Das störend niedrige Geschmeiß
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Ist schwierig zu erreichen.
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Es bleibt Gesetz: Die Schnake weiß
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Dem Kuhschwanz auszuweichen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Leben wie Karneval“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
21
Anzahl Wörter
98
Entstehungsjahr
1929
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Leben wie Karneval“ stammt von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettisten, der von 1883 bis 1934 lebte. Er war bekannt für seine lyrische Spielfreude, seine oft absurd-skurrilen Texte und seinen trockenen Humor.

Der erste Eindruck, den das Gedicht vermittelt, ist komisch und etwas verwirrend, was durch den ungewöhnlichen und Überraschungseffekten geschuldet ist. Mit seinen unerwarteten Wortneuschöpfungen und dem Spiel mit der Sprache ist es typisch für Ringelnatz' Stil.

Den Inhalt des Gedichtes kann man in einfachen Worten wie folgt zusammenfassen: Jede Person hat sein eigenes kleines Privatleben und verhält sich, wenn sie alleine ist, anders als in der Öffentlichkeit. In der dritten Strophe erwähnt der Sprecher dann plötzlich ein Gespräch mit schizophrenen Frauen, bevor er in den letzten beiden Strophen auf das Verhalten von Tieren und Insekten übergeht.

Das lyrische Ich scheint zu sagen, dass jeder Mensch ein Doppelleben führt, je nachdem, ob er alleine oder in der Gesellschaft anderer ist. Die Bezugnahme auf Tiere und Insekten und deren natürliche Instinkte und Anpassungsfähigkeiten könnte als Kritik an der menschlichen Gesellschaft und ihrer Oberflächlichkeit interpretiert werden.

In Bezug auf Form und Sprache fällt auf, dass das Gedicht in vier Strophen unterschiedlicher Länge unterteilt ist. Jeder Vers ist relativ kurz und besteht meistens nur aus wenigen Worten, was das Gedicht leicht verständlich macht und seine humorvolle Wirkung verstärkt. Die Wortwahl ist einfach, oft aber von komischen Wortneuschöpfungen geprägt, die das Gedicht interessant und ungewöhnlich machen, z.B. „Sein Sümmchen“, „brummt sein Brümmchen“, „scheißt ein Höslein voll“ usw.

Insgesamt ist „Leben wie Karneval“ ein typisches Beispiel für Ringelnatz' einzigartigen poetischen Stil, der durch seine unerwartete Wortwahl, sein Wortspiel und seinen humorvollen Blick auf das Leben besticht.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Leben wie Karneval“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Der Autor Joachim Ringelnatz wurde 1883 in Wurzen geboren. Im Jahr 1929 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 21 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 98 Worte. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „Abschiedsworte an Pellka“, „Afrikanisches Duell“ und „Alone“. Zum Autor des Gedichtes „Leben wie Karneval“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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