Lebe wohl! von Richard Dehmel

Eine dicke Tigerschlange liegt
müde um mein Herz geringelt.
ihre satten Augen thun sich zu.
Einmal züngelt
ihre dünne Zunge noch. Sie schläft ...
Lebe wohl, mein blutend Täubchen Du.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.3 KB)

Details zum Gedicht „Lebe wohl!“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
6
Anzahl Wörter
29
Entstehungsjahr
1893
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Lebe wohl!“ stammt von dem deutschen Dichter Richard Dehmel, der von 1863 bis 1920 lebte. Damit lässt sich das Werk in die literarische Phase des Naturalismus oder der beginnenden Moderne einordnen.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht düster und eindringlich. Es erweckt den Eindruck von Abschied und Schmerz und lässt auch eine dunkle Bedrohung erahnen.

Das lyrische Ich schildert eine intensive, angstvolle Szene, in der es von einer „Tigerschlange“ umklammert wird, die sein Herz umschlingt. Es ist von einer drückenden Atmosphäre aus Müdigkeit und Sättigung geprägt. Die Schlange schläft ein, das lyrische Ich verabschiedet sich von seinem „blutenden Täubchen“.

Diese düstere Atmosphäre lässt verschiedene Interpretationen zu. Zum einen könnte das lyrische Ich die Abschiedsstimmung und das blutende Täubchen metaphorisch für den Abschied von einer geliebten Person darstellen. Die schlafende Schlange könnte hingegen die vergehende Zeit symbolisieren.

Andererseits könnte man das Gedicht tiefer psychoanalytisch deuten: Die Schlange als archaisches Symbol könnte für gefährliche, überwältigende Emotionen stehen, die das lyrische Ich bedrücken. Die Bemerkung „Lebe wohl, mein blutend Täubchen“ könnte dann auf einen inneren Kampf, eine tiefe Seelenverletzung oder auf den Abschied von einem alten Ich hinweisen.

Das Gedicht ist in freien Versen verfasst, besteht aus nur einer Strophe mit sechs Versen. Es ist keine durchgehende Reimstruktur zu erkennen, was die düstere Stimmung und die Unsicherheit des Sprechers widerspiegelt.

Die Wortwahl und die Sprache sind präzise und bildhaft, beispielsweise die Worte „Tigerschlange“, „blutendes Täubchen“. Dabei verwendet Dehmel sowohl Alltagswörter („müde“, „schläft“), als auch poetische Metaphern („blutendes Täubchen“). Diese Mischung von Alltagssprache und Metaphorik erzeugt eine intensive, eindringliche Stimmung und sorgt zugleich für eine gewisse Unklarheit, die zum Nachdenken anregt.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Richard Dehmels Gedicht „Lebe wohl!“ ein eindringlicher Ausdruck von Abschied, Bedrohung und innerem Schmerz ist, eingebettet in eine intensive, bildhafte Sprache.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Lebe wohl!“ ist Richard Dehmel. 1863 wurde Dehmel in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg geboren. Im Jahr 1893 ist das Gedicht entstanden. In München ist der Text erschienen. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei Dehmel handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 6 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 29 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Richard Dehmel sind „Büßende Liebe“, „Chinesisches Trinklied“ und „Dann“. Zum Autor des Gedichtes „Lebe wohl!“ haben wir auf abi-pur.de weitere 522 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Richard Dehmel (Infos zum Autor)

Zum Autor Richard Dehmel sind auf abi-pur.de 522 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.