Lass dein Sorgen fahren von Andreas Gryphius

Gib dich zu Ruh’ und laß dein Sorgen fahren,
Durch so vil Noth bestürmter Geist!
Die Wehmuth, die dich drücket,
Die Geissel, die dich schmeißt und beißt,
Hat GOtt nun weggedrücket.
GOtt, der dich offt gerissen von der Bahren,
Hat dich mit Hülff erquicket
Und nach den trüben, rauen Donnerjahren
Dir Gnad’ und Treu und Gunst erweist.
 
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Du aller Herren HErr, den Erd und Himmel ehren,
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Für dem die Höll erschrickt:
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Du, du hast mich, du hast mich wollen hören,
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Da, als ich gantz vertrickt
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Im Jägergarn des Todes mich nach dir
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Umbsahe, da, mein Heyland, hast du mir
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Geboten Hülff und Hand, du hast das Netz zutrennet.
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Ich bin durch dich dem Pfeil, dem Untergang entrennet.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Lass dein Sorgen fahren“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
17
Anzahl Wörter
117
Entstehungsjahr
1663
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Lass dein Sorgen fahren“ wurde von Andreas Gryphius verfasst, einem der bedeutendsten deutschen Barockdichter, der von 1616 bis 1664 lebte. Das Gedicht entstand somit in der Barockzeit, einer Epoche, die von tiefen religiösen Gefühlen und einer starken Konzentration auf Vergänglichkeit und Tod geprägt war.

Beim ersten Eindruck sticht vor allem die betonte fromme Ausdrucksweise und die ernste Stimmung hervor, die typisch für die Barocklyrik und speziell für Gryphius sind.

Im Inhalt des Gedichts zeigt sich die Aufforderung an das lyrische Ich, seine Sorgen loszulassen und seine Ruhe zu finden. Dabei wird Gott als Heiland und Retter dargestellt, der das lyrische Ich von seinen Leiden befreit hat und ihm Gnade, Treue und Gunst erweist. In der zweiten Strophe wird diese Rettung genauer beschrieben: Gott hat das Ich aus der Todesfalle befreit, als es völlig verstrickt und dem Untergang geweiht war.

Formal besteht das Gedicht aus zwei Strophen mit unterschiedlicher Verszahl (neun und acht Verse). Die Sprache ist erhaben und pathetisch, die Wortwahl ist gehoben und bildhaft. Es finden sich viele direkte und indirekte Anspielungen auf die Bibel und das Christentum, wie zum Beispiel „der HErr, den Erd und Himmel ehren“ oder „Bahren“, was als Metapher für den Tod steht.

Insgesamt interpretiere ich das Gedicht als tiefe Ausdruck des lyrischen Ichs von seinem Glauben an Gott und seinem Vertrauen in dessen Macht und Gnade. Es vermittelt die Botschaft, dass Gott in der Lage ist, auch aus tiefster Not und Verzweiflung zu retten, was typisch für die Frömmigkeit der Barockzeit und die Poesie von Andreas Gryphius ist.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Lass dein Sorgen fahren“ des Autors Andreas Gryphius. Der Autor Andreas Gryphius wurde 1616 in Glogau geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1663 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Der Schriftsteller Gryphius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Epoche des Barocks erstreckt sich über den Zeitraum von 1600 bis 1720. Die Begrifflichkeit „Barock“ leitet sich vom portugiesischen Wort „barocco“ ab und bedeutet „schiefrunde, seltsam geformte Perle“. Der Dreißigjährige Krieg gilt als das maßgebende Bezugselement des Barocks. Der Dreißigjährige Krieg hinterließ ein wirtschaftlich, politisch und kulturell verfallenes Deutsches Reich. Aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzungen wurden ganze Landstriche entvölkert. Es wurden Zerstörung, Gewalt und Tod zum Teil des Alltags der Menschen der damaligen Zeit. Hungersnöte und Seuchen, wie die Pest, verschlimmerten die bedrohliche Situation der Bevölkerung weiter. Allein der Ausbruch der Pest schmälerte die Bevölkerung um ein Drittel. Die Autoren thematisierten die Gegensätze in fast allen Lebensbereichen. Das bezeichnet man auch als Antithetik. Inhaltlich folgten die Autoren der Antithetik und stellten in ihren Werken Gegensätze in den Mittelpunkt – etwa Jenseits und Diesseits, Sein und Schein oder Blüte und Verfall. Die Zeit des Barocks vollzog einen Wandel von lateinischer zu deutschsprachiger Literatur. Die bedeutsamste Literaturform der Epoche war dabei die Dichtung. Das Sonett war die häufigste Form eines Gedichts, die genutzt wurde. Die meisten Autoren gehörten dem Gelehrtenstand an: Akademiker, Theologen, Adelige und Beamte. Berühmte Dichter des Barocks sind etwa Andreas Gryphius, Martin Opitz, Daniel Caspar von Lohenstein, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau oder Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen.

Das 117 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 17 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Andreas Gryphius ist auch der Autor für Gedichte wie „An Gott den Heiligen Geist“, „An H. Christoph von Dihr“ und „An Jolinden“. Zum Autor des Gedichtes „Lass dein Sorgen fahren“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 463 Gedichte vor.

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