Landschaft von Karl Kraus
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Thierfehd ist hier: das sagt dem Menschsein ab, |
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daß er es werde — |
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wie an der Wand empor zum Himmel reicht |
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die Erde. |
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Was hinter uns, war schwer. Hier ist es leicht. |
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Die Welt verläuft in einem grünen Grab. |
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Ein Stern riß mich aus jenes Daseins Nacht |
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in neue Tage. |
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Fern webt von blutiger Erinnerung |
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die Sage. |
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Der weltbefreite Geist ist wieder jung, |
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nichts über uns vermag die Menschenmacht. |
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Du Tal des Tödi bist vom Tod der Traum. |
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Hier ist das Ende. |
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Die Berge stehen vor der Ewigkeit |
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wie Wände. |
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Das Leben löst sich von dem Fluch der Zeit |
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und hat nur Raum, nur diesen letzten Raum. |
Details zum Gedicht „Landschaft“
Karl Kraus
3
18
106
1920
Moderne,
Expressionismus,
Avantgarde / Dadaismus
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht trägt den Titel „Landschaft“ und wurde von Karl Kraus verfasst. Kraus, geboren am 28. April 1874 und gestorben am 12. Juni 1936, war ein österreichischer Schriftsteller, Lyriker und Publizist. Er zählt zu den wichtigsten Autoren der österreichischen Literatur im 20. Jahrhundert. Somit lässt sich das Gedicht zeitlich der Moderne zuordnen.
Beim ersten Lesen des Gedichts entstehen Bilder einer beeindruckenden, jedoch auch gewaltigen und etwas unheimlichen Landschaft. Es scheint, als befände sich das lyrische Ich inmitten der Natur, fernab von städtischem Leben und Menschheit.
Im Gedicht geht es um das Aufbrechen und Neubeginn, symbolisiert durch eine Reise oder einen Ortswechsel. Das lyrische Ich bricht mit der bisherigen Welt, dem „Menschsein“ ab, und begibt sich auf eine Reise in die Natur, in eine Landschaft, die als „grünes Grab“ bezeichnet wird. Dabei erfährt das lyrische Ich eine Art Wiedergeburt oder Verjüngung durch die Abgeschiedenheit und Freiheit von menschlicher Herrschaft.
Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen mit jeweils sechs Versen. Die Ideen entwickeln sich progressiv durch das Gedicht hindurch. In sprachlicher Hinsicht verwendet Kraus eine klare und einfache Sprache, dennoch sind die Verse tiefgründig und vielschichtig. Besonders auffällig ist die intensive Naturmetaphorik des Gedichts, die Landschaft wird intensiv und emotional beschrieben. Das lyrische Ich tritt dabei in eine innige Beziehung zur Natur, die gleichzeitig als gewaltig und bedrohlich, aber auch als erhebend und befreiend dargestellt wird.
Insgesamt thematisiert das Gedicht „Landschaft“ von Karl Kraus den Konflikt und die Spannung zwischen der menschlichen Existenz und der Natur. Durch seinen Aufenthalt in der Natur erfährt das lyrische Ich eine Art seelische und geistige Erneuerung und Befreiung, die jedoch auch mit einer gewissen Bedrohung und Einsamkeit einhergeht. Damit greift Kraus zentrale Fragen und Probleme der Moderne auf und verbindet diese auf innovative Weise mit traditionellen lyrischen Konzepten und Formen.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Landschaft“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Karl Kraus. 1874 wurde Kraus in Jičín (WP), Böhmen geboren. Im Jahr 1920 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist München. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 106 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 18 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Karl Kraus ist auch der Autor für Gedichte wie „Abschied und Wiederkehr“, „Alle Vögel sind schon da“ und „Als Bobby starb“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Landschaft“ weitere 61 Gedichte vor.
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- Aus jungen Tagen
Zum Autor Karl Kraus sind auf abi-pur.de 61 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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