Lampe und Spiegel von Joachim Ringelnatz

„Sie faule, verbummelte Schlampe,“
Sagte der Spiegel zur Lampe.
„Sie altes, schmieriges Scherbenstück,“
Gab die Lampe dem Spiegel zurück.
Der Spiegel in seiner Erbitterung
Bekam einen ganz gewaltigen Sprung.
Der zornigen Lampe verging die Puste.
Sie fauchte, rauchte, schwelte und ruste.
Das Stubenmädchen ließ beide in Ruhe,
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Und doch: Ihr schob man die Schuld in die Schuhe.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Lampe und Spiegel“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
57
Entstehungsjahr
1924
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Lampe und Spiegel“ stammt von dem deutschen Schriftsteller Joachim Ringelnatz, der von 1883 bis 1934 lebte. Ringelnatz' Werke fallen thematisch in die Zwischenkriegszeit, sie zeichnen sich oft durch ihren humorvollen oder absurden Ton aus.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht komisch, da menschliche Attribute und Emotionen auf unbelebte Gegenstände projiziert werden - eine Technik, die als Anthropomorphismus bekannt ist. Der Inhalt des Gedichts erzählt von einem Streit zwischen einer Lampe und einem Spiegel, wobei beide sich gegenseitig beleidigen und schließlich beschädigt werden - der Spiegel bekommt einen Sprung, die Lampe verliert ihre „Puste“. Am Ende wird die Verantwortung für den entstandenen Schaden jedoch dem Stubenmädchen zugeschoben.

Die Absurdität der Situation kann als Kritik an der Tendenz der Menschen, die Schuld für eigene Probleme auf andere zu schieben, betrachtet werden. Obwohl offensichtlich ist, dass weder die Lampe noch der Spiegel den Streit begonnen haben oder die Fähigkeit besitzen, Schaden anzurichten (da sie unbelebte Gegenstände sind), wird die Schuld dennoch dem Stubenmädchen zugeschrieben.

Das Gedicht besteht aus zehn Versen in einer einzigen Strophe. Seine Form ist klar und präzise, wobei jede Linie eine bestimmte Handlung oder Äußerung beschreibt. Die Sprache ist einfach und direkt, mit einem leichten Hang zum Vulgären in den Beleidigungen, die die Lampe und der Spiegel austauschen. Insgesamt ist es ein Beispiel für Ringelnatz' Fähigkeit, alltägliche Situationen in ein absurdes Licht zu stellen, um die menschliche Natur zu satirisieren.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Lampe und Spiegel“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. Das Gedicht ist im Jahr 1924 entstanden. In München ist der Text erschienen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 57 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 10 Versen. Die Gedichte „Abendgebet einer erkälteten Negerin“, „Abermals in Zwickau“ und „Abgesehen von der Profitlüge“ sind weitere Werke des Autors Joachim Ringelnatz. Zum Autor des Gedichtes „Lampe und Spiegel“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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