Kühe von Joachim Ringelnatz
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Wie in der ersten Frühe |
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Der Nebel feig |
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Sich dünne macht, stehn auf der Wiese Kühe, |
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Und eine davon klackst jenen erstaunlich viel grünen Teig. |
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Als wie im Paradiese! |
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Warme Mastbäuche rauchen, |
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Rührende Rotzmäuler tauchen |
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In die Champagnerbläschen der Wiese. |
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Sie wandeln mit viehischer Majestät |
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Innerhalb ihrer Grenze, |
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Schieben das Restchen von Nervosität |
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In die Quaste ihrer Schwänze, |
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Und ihre Euter schwappeln und schlenkern |
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So hunds – glücklich gemein – – |
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Auch unter den Fürsten und ersten Künstlern und Denkern |
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Benehmen sich manche wie ein Schwein. |
Details zum Gedicht „Kühe“
Joachim Ringelnatz
4
16
83
1933
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht „Kühe“ wurde vom deutschen Schriftsteller und Kabarettisten Joachim Ringelnatz verfasst, der von 1883 bis 1934 lebte und vor allem für seine humoristische und oft auch skurrile Lyrik bekannt ist. Da eine genaue Datierung des Gedichts nicht vorliegt, kann es schwer sein, eine exakte zeitliche Einordnung vorzunehmen. Allerdings kann es in die Zeit der Weimarer Republik oder des beginnenden Nationalsozialismus eingegliedert werden, in denen Ringelnatz vorwiegend literarisch tätig war.
Beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht einen eher humorvollen und auch etwas grotesken Eindruck. Ringelnatz stellt die Kühe auf der Weide auf eine recht ungewöhnliche Art und Weise dar und versieht sie mit menschenähnlichen Zügen. Das Gedicht hebt die kindliche Freude an den simplen Freuden des Lebens hervor sowie die Schönheit und den Zauber der Natur.
In Bezug auf den Inhalt beschreibt das lyrische Ich zunächst eine idyllische Szene auf einer Wiese, auf der Kühe grasen, während der Nebel sich lichtet. Die Atmosphäre ist paradiesisch und die Kühe erscheinen in ihrer majestätischen Ruhe und Gelassenheit als souveräne Herrscher dieses Paradieses. Jedoch wirkt das lyrische Ich ambivalent. Einerseits scheint es fasziniert von der Gelassenheit und Ruhe der Kühe, andererseits zeigt es eine gewisse Desillusionierung gegenüber den Menschen, insbesondere der Oberschicht, die es den Kühen gegenüberstellt.
Formal besteht das Gedicht aus vier Quartrainen, also vier Strophen zu jeweils vier Versen. Die Sprache ist einfach, aber bildhaft und bisweilen humorvoll. Kennzeichnend sind die lautmalerischen und starken Vergleiche, die Ringelnatz verwendet, wie etwa das 'klacksen' der Kuh oder die Darstellung der Euter der Kühe, die 'schwappeln und schlenkern'. Zudem werden bestimmte menschenähnliche Charakteristika hervorgehoben, zum Beispiel 'Rührende Rotzmäuler', und so die Kühe fast vermenschlicht.
Insgesamt kann man sagen, dieses Gedicht typisch für Ringelnatz absurden Humor. Durch die Gegenüberstellung der scheinbar einfachen und doch majestätischen Kühe mit den menschlichen 'Fürsten und Denkern' wird auf humorvolle Weise Kritik an menschlicher Hochmut und Doppelmoral geäußert. Es scheint, dass Ringelnatz uns daran erinnern will, dass wir alle nur Menschen sind und letztendlich unseren basalen Instinkten unterworfen sind, egal wie gebildet oder bürgerlich wir auch sein mögen. Zu dem setzt er in diesem Gedicht die Freude an den einfachen Dingen des Lebens, wie sie die Kühe verkörpern, der Verlogenheit der menschlichen Gesellschaft gegenüber.
Weitere Informationen
Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Kühe“. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. 1933 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 83 Worte. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „7. August 1929“, „Abendgebet einer erkälteten Negerin“ und „Abermals in Zwickau“. Zum Autor des Gedichtes „Kühe“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.
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