König Abend von Rainer Maria Rilke

Wie König Balthasar einst nahte,
die Stirn vom Kronenreif erhellt.
so tritt im purpurnen Ornate
der König Abend in die Welt.
 
Der erste Stern führt ihn wie jenen
bis an den fernsten Hügelsaum;
dort findet Mutter Nacht er lehnen
mit ihrem Kind im Arm, dem Traum.
 
Dem bringt er just wie jener Weise
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des Orients das Gold, gehäuft, –
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das Gold, das uns der Knabe leise
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erlösend in den Schlummer träuft.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „König Abend“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
70
Entstehungsjahr
nach 1891
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „König Abend“ wurde von Rainer Maria Rilke, einem der wichtigsten deutschsprachigen Lyriker des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, verfasst. Angesichts der Lebensdaten Rilkes kann das Gedicht in die Zeit der Klassischen Moderne eingeordnet werden.

Beim ersten Lesen fällt auf, wie das lyrische Ich die bewusste Begegnung mit dem Abend und der Nacht beschreibt. Das Gedicht ist von einer ruhigen, fast erhabenen Atmosphäre geprägt, welche die majestätische Rolle des Abends unterstreicht.

Die Thematik des Gedichts ist recht einfach gehalten: Es beschreibt den Eintritt des Abends in die Welt als königliches Ereignis, angeführt von einem ersten Stern, und das damit einhergehende Eintreffen der Nacht und des Schlafes. Hierbei werden der Abend und die Nacht personifiziert und mit Werten wie Weisheit und Ruhe assoziiert. Das lyrische Ich verwendet die Figur des „König Abend“, um das gewaltige, majestätische und gleichzeitig tröstliche Ereignis des Abendherannahens auszudrücken.

Rilke bedient sich einer eher abstrakten, dennoch bildreichen Sprache. Mit Begriffen wie „Kronenreif“, „purpurnen Ornate“ oder „Gold, gehäuft“ schafft der Dichter eine königlich-luxuriöse Atmosphäre. Es dominieren Metaphern und Vergleiche, die das Auftreten des Abends und der Nacht mit königlichen Zeremonien und Geschenken vergleichen.

Das Gedicht besteht aus drei gleichlangen Strophen mit je vier Versen. Diese Struktur verleiht dem Gedicht eine Art von Ordnung und Gleichmäßigkeit, die perfekt zum abendlichen Thema des Gedichts passt. Rilke hält hierbei an einem klassischen Versmaß und Reimschema fest, was dem Gedicht eine formale Stabilität gibt. Insgesamt vermittelt Rilke in „König Abend“ eine tiefe Anerkennung und Wertschätzung für den Abend und die Nacht und nutzt seine lyrische Kunstsprache, um diese Tageszeit zu einer majestätischen Dimension zu erheben.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „König Abend“ ist Rainer Maria Rilke. 1875 wurde Rilke in Prag geboren. Zwischen den Jahren 1891 und 1926 ist das Gedicht entstanden. In Frankfurt am Main ist der Text erschienen. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 70 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Rainer Maria Rilke sind „Allerseelen“, „Als ich die Universität bezog“ und „Am Kirchhof zu Königsaal“. Zum Autor des Gedichtes „König Abend“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 338 Gedichte vor.

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