Köln–Brüssel–London von Joachim Ringelnatz
1 |
Ach, mir war seltsam. Nach dem Start erwog ich, |
2 |
Ob’s komisch sei, wenn man sentimental |
3 |
Denkt. Ach, zum ersten Male überflog ich – |
4 |
Ein ehemaliger Seemann – den Kanal. |
|
|
5 |
Im Sonnenwetter, das wir anfangs hatten, |
6 |
Sah ich zur Erde. Lautlos eilend schlich |
7 |
Tief unter uns, doch mit uns, unser Schatten. |
8 |
Und ich ward traurig, als er plötzlich wich. |
|
|
9 |
Und Brüssel dann. Ein kurzer Aufenthalt. |
10 |
Ich hab als Sieger dort einmal gelitten, |
11 |
Im Krieg. Ich habe dort nichts abzubitten. |
12 |
Und doch: es überlief mich kalt. |
|
|
13 |
Und weiter ging’s, durch wechselvolle Höhen, |
14 |
Nunmehr durch Grau und schwere Hagelböen. |
15 |
Doch mich betrank’s. Wie lange war es her, |
16 |
Daß ich zur See ging?! – Segelschiff und Meer! – |
|
|
17 |
Und als nun fern, dann näher der Kanal |
18 |
Auftauchte, ich die Küste überschwebte, |
19 |
War’s, daß ich nun zum zweiten Erstenmal |
20 |
Stolz, ehrlich staunend Globetrot erlebte. |
|
|
21 |
Die Ufer unsres Kontinents entschwanden. |
22 |
Zwei Dampfer sah ich, die mit ihren Wellen |
23 |
Scheinbar ganz still, wie starrgefroren standen. |
24 |
Dann brach die Sonne durch und wies mit hellen, |
|
|
25 |
Vergnügten Fingern auf das Inselland |
26 |
Und auf zwei Flieger. Diese zogen |
27 |
An uns vorbei, als wir den Kuchenrand |
28 |
Von Englands Küste überflogen. |
|
|
29 |
Land unter uns. Bis sich vom Flugplatz Croydon |
30 |
Blinkauf, blinkab ein Winkefeuer zeigte. |
31 |
Als dann sich unser Kahn zur Landung neigte, |
32 |
Wie brannte ich auf lang entbehrte Freuden. |
Details zum Gedicht „Köln–Brüssel–London“
Joachim Ringelnatz
8
32
217
1929
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichtes „Köln–Brüssel–London“ ist Joachim Ringelnatz. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1929. Der Erscheinungsort ist Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 8 Strophen und umfasst dabei 217 Worte. Die Gedichte „...als eine Reihe von guten Tagen“, „7. August 1929“ und „Abendgebet einer erkälteten Negerin“ sind weitere Werke des Autors Joachim Ringelnatz. Zum Autor des Gedichtes „Köln–Brüssel–London“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.
+ Mehr Informationen zum Autor / Gedicht einblenden.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Joachim Ringelnatz
Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Joachim Ringelnatz und seinem Gedicht „Köln–Brüssel–London“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.
Weitere Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz (Infos zum Autor)
- ...als eine Reihe von guten Tagen
- 7. August 1929
- Abendgebet einer erkälteten Negerin
- Abermals in Zwickau
- Abgesehen von der Profitlüge
- Abglanz
- Abschied von Renée
- Abschiedsworte an Pellka
- Afrikanisches Duell
- Alone
Zum Autor Joachim Ringelnatz sind auf abi-pur.de 560 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
Freie Ausbildungsplätze in Deiner Region
besuche unsere Stellenbörse und finde mit uns Deinen Ausbildungsplatz
erfahre mehr und bewirb Dich direkt