Köln von der Bastei gesehen von Joachim Ringelnatz

Es schlägt der Leuchtturm durch die Nacht
Seine unermüdlichen Strahlen.
Es schleichen Schiffe überwacht,
Die lassen sich bezahlen.
 
Wie Perlenreihen und Geschmeid
Lichtern die Ufer am Rheine.
Ein Mädchen weint ihr Herzeleid
Am Kai auf steile Steine.
 
Sie trägt ein helles Wiesenkleid
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Und steht sonst ganz im Dunkel.
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Das Wasser spiegelt kein Herzeleid,
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Es spiegelt nur Gefunkel.
 
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Ich rufe schmatzend den Ober herbei.
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Er will mich nicht verstehen.
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Ich wünsche: Es möchte sich die Bastei
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Jetzt karussellartig drehen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Köln von der Bastei gesehen“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
78
Entstehungsjahr
1932
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Der Autor dieses Gedichts ist Joachim Ringelnatz, der bekannt ist für seine humoristische Dichtkunst und in der Weimarer Republik eine große Popularität genoss. Das Gedicht ist nicht datiert, aber es lässt sich aufgrund des Todesjahrs des Autors in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts einordnen.

Der erste Eindruck des Gedichts ist, dass es nächtliche Szenen an einem Ort beschreibt, vermutlich an einem Hafen, da das Gedicht den Titel „Köln von der Bastei gesehen“ trägt und auf einen Leuchtturm und Schiffe Bezug nimmt. Es hat einen besinnlichen, beinahe melancholischen Ton, was durch die dunklen und leuchtenden Bilder und die emotionale Ladung der Situation des Mädchens unterstrichen wird.

Das Gedicht erzählt von der nächtlichen Sicht auf Köln von der Bastei aus. Das lyrische Ich beobachtet die nächtliche Szenerie von einem Leuchtturm und den vorbeiziehenden Schiffen über die beleuchteten Ufer des Rheins bis hin zu einem weinenden Mädchen. Besonders das Mädchen scheint dem lyrischen Ich Aufmerksamkeit abzuverlangen. Der Dichter spiegelt ihren Schmerz durch die Metapher des tränenähnlichen Glitzerns des Flusses wider. Das lyrische Ich zeigt dabei ein Paradox auf: Während das Wasser die körperlichen Glitzereffekte reflektiert, ist es unfähig, den emotionalen Schmerz des Mädchens widerzuspiegeln. Im vierten Vers endet das lyrische Ich mit einem humoristischen Unterton, in dem er sich vorstellt, wie sich die Bastei karussellartig dreht, wobei der Ober nicht versteht, was er damit meint.

Die Form des Gedichtes besteht aus vier Strophen mit jeweils vier Versen. Es folgt einer einfachen Struktur, gibt aber Platz für tiefgründige Interpretationen und emotionale Reflektionen. Die Sprache ist einfach und klar, was typisch für Ringelnatz ist, doch seine Wortwahl und Bildsprache laden zum Nachdenken ein, wie beispielsweise das „Gefunkel“ im Wasser, das gleichzeitig eine physische und metaphysische Bedeutung hat.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Köln von der Bastei gesehen“. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1932. Der Erscheinungsort ist Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 78 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abschied von Renée“, „Abschiedsworte an Pellka“ und „Afrikanisches Duell“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Köln von der Bastei gesehen“ weitere 560 Gedichte vor.

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