Kuttel Daddeldu über Nobile von Joachim Ringelnatz

So große Kerle gingen tot.
Gott weiß, was fern in höchster Not
Noch heute kämpft, vom Eis umklammert,
Für dieses Großmaul, das jetzt jammert
Um seinen angequetschten Zeh.
 
Wann hat ein Captain je in See
Als Erster seine Crew verlassen?!
Dem möcht ich in die Kiemen fassen!
 
Ach, daß sie den gerettet haben!
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Er müßte, tief ins Eis gegraben,
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Mit einem Lorbeerstock im Hintern,
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Solang die Welt steht, überwintern.
 
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Verflucht, ich kann nicht richtig beten,
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Doch hab ich eine solche Wut.
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Gott sei zu Amundsen recht gut.
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Und wenn mir Nobile begegnet,
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Will ich ihm das Gedärm zerkneten
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Und ihn und sein ihm teures Leben
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An andre Fäuste weitergeben,
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So, daß er Luft und Wasser segnet.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Kuttel Daddeldu über Nobile“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
116
Entstehungsjahr
1928
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Kuttel Daddeldu über Nobile“ stammt von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettist, der von 1883 bis 1934 lebte. Es lässt sich zeitlich in die Weimarer Republik einordnen, wobei auch Ringelnatz' Tod im Jahr 1934 zu berücksichtigen ist.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht wütend und anklagend. Das lyrische Ich, Kuttel Daddeldu, der ein häufig vorkommender Charakter in Ringelnatz' Werken ist, richtet seine Wut und sein Unverständnis auf die Person Nobile. Dabei handelt es sich um Umberto Nobile, ein italienischer Luftschiffpionier, dessen Expedition in der Arktis scheiterte und der viele seiner Besatzungsmitglieder im Stich ließ, um sich selbst zu retten.

Im ersten Teil des Gedichts thematisiert das lyrische Ich die Not und das Opfer der Mannschaft, die für ihren Captain ihr Leben ließen. In der zweiten Strophe wird Nobile direkt angegriffen und ihm Feigheit vorgeworfen. Die dritte Strophe drückt den Ärger darüber aus, dass Nobile gerettet wurde, während seine Mannschaft im Eis zurückbleiben musste. Der vierte Teil des Gedichts beinhaltet den Wunsch, Nobile zu bestrafen und Amundsen, ein erfolgreicher Polarforscher, gegenüber Gott ins Gebet einzuführen.

Stilistisch ist das Gedicht durch einen direkten, volkstümlichen und nicht feinfühligen Ton gekennzeichnet. Es verwendet eine einfache, kräftige Sprache, um Wut und Empörung auszudrücken. Die Struktur folgt keinem klassischen Reimschema, vielmehr sind die Strophen in ihrer Länge und Aufbau variabel. Alle vier Strophen bilden zusammen eine Art Monolog, der die Wut und Empörung des lyrischen Ichs verdeutlicht.

Insgesamt ist das Gedicht eine literarische Verurteilung von Nobiles Handlungen während seiner Polar-Expedition und drückt eine tiefe Empörung darüber aus, dass er sich selbst gerettet hat, während er seine Mannschaft im Stich ließ. Es spiegelt die volkstümlich-derbe Art von Ringelnatz' Dichtung wider und zeigt das Potenzial von Lyrik, sozialkritische Aussagen zu formulieren.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Kuttel Daddeldu über Nobile“ ist Joachim Ringelnatz. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1928 zurück. Erschienen ist der Text in Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 116 Worte. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „Abgesehen von der Profitlüge“, „Abglanz“ und „Abschied von Renée“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Kuttel Daddeldu über Nobile“ weitere 560 Gedichte vor.

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