Kummervolle Rückreise von Joachim Ringelnatz
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Es wird vorübergehn, |
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Doch meine Müdigkeit |
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Glaubt nicht daran. – Die Uhr schlägt Zehn |
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Und Elf und Zwölf; und wieder dann die gleiche Zeit. |
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So müde sein und noch nicht ruhn, |
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Nicht sterben dürfen – – Ach und nun |
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So ohne Trost die Liebste wiedersehn, |
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Die ich doch trösten will – – |
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Die Uhr schlägt Zwölf und Drei und Vier und Zehn. – – |
10 |
Wenn ihre Feder bricht, stünde die Uhr jetzt still. |
Details zum Gedicht „Kummervolle Rückreise“
Joachim Ringelnatz
3
10
66
1934
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht mit dem Titel „Kummervolle Rückreise“ stammt von dem deutschen Dichter und Schriftsteller Joachim Ringelnatz, der von 1883 bis 1934 lebte und besonders für seine humoristischen und satirischen Lyrik bekannt ist. Dieses Gedicht weist allerdings einen eher melancholischen und nachdenklichen Ton auf und entstand vermutlich während der erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, einer Zeit großer gesellschaftlicher Umwälzungen und persönlicher Konflikte.
Beim ersten Lesen sticht die Traurigkeit und Schwermut des lyrischen Ichs hervor. Es scheint sich auf einer anstrengenden Reise zu befinden und kann vor lauter Erschöpfung nicht zur Ruhe kommen, auch wenn die Uhr immer weiter tickt. Das lyrische Ich ist zudem in großer Sorge um eine geliebte Person, die es trösten möchte, sich aber selbst in einer sehr traurigen und tröstlosen Situation sieht.
Inhaltlich bildet die fortlaufende, unerbittliche Zeit, symbolisiert durch das stetige Schlagen der Uhr, einen zentralen Aspekt. Sie steht möglicherweise für die Hoffnung des lyrischen Ichs, dass all der Kummer und die Erschöpfung mit der Zeit vorübergehen und sich die Situation verbessern wird. Doch gleichzeitig versinkt das lyrische Ich immer mehr in seiner Müdigkeit und Verzweiflung, ist sogar von Gedanken des Sterbens geplagt. Diese Gedanken, kombiniert mit dem Wunsch, bei seiner Liebsten zu sein und sie zu trösten, erzeugen ein starkes Bild innerer Zerrissenheit und Traurigkeit.
Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen mit unterschiedlicher Verszahl, vier, vier und zwei Verse, was keinem gängigen metrischen Schema folgt. Die einfache, alltägliche Sprache bringt die Gefühle und Gedanken des lyrischen Ichs auf unaufdringliche und eindringliche Weise zur Geltung. Wiederholungen („Die Uhr schlägt Zehn Und Elf und Zwölf“), Anaphern („So müde sein und noch nicht ruhn, Nicht sterben dürfen“) und Enjambements („Die ich doch trösten will – –“) unterstreichen dabei die zentrale Thematik von Müdigkeit, Kummer und vergeblicher Hoffnung auf Besserung.
Zusammenfassend handelt es sich bei „Kummervolle Rückreise“ von Joachim Ringelnatz um ein tiefgründiges, emotional aufgeladenes Gedicht, das eindrucksstark die Sehnsucht nach Trost und Ruhe zum Ausdruck bringt und zugleich auf die Erschöpfung und Verzweiflung hinweist, die das lyrische Ich in seinem gegenwärtigen Zustand erfährt.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Kummervolle Rückreise“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1934. Der Erscheinungsort ist Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 10 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 66 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „Abschiedsworte an Pellka“, „Afrikanisches Duell“ und „Alone“. Zum Autor des Gedichtes „Kummervolle Rückreise“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Joachim Ringelnatz sind auf abi-pur.de 560 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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