Krönung von Heinrich Heine

Ihr Lieder! Ihr meine guten Lieder!
Auf, auf! und wappnet Euch!
Laßt die Trompeten klingen,
Und hebt mir auf den Schild
Dies junge Mädchen,
Das jetzt mein ganzes Herz
Beherrschen soll, als Königin.
 
Heil dir! du junge Königin!
 
Von der Sonne droben
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Reiß’ ich das strahlend rothe Gold,
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Und webe d’raus ein Diadem
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Für dein geweihtes Haupt,
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Von der flatternd blauseid’nen Himmelsdecke,
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Worin die Nachtdiamanten blitzen,
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Schneid’ ich ein kostbar Stück,
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Und häng’ es dir, als Krönungsmantel,
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Um deine königliche Schulter.
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Ich gebe dir einen Hofstaat
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Von steifgeputzten Sonetten,
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Stolzen Terzinen und höflichen Stanzen;
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Als Läufer diene dir mein Witz,
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Als Hofnarr meine Phantasie,
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Als Herold die lachende Thräne im Wappen,
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Diene dir mein Humor.
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Aber ich selber, Königin,
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Ich kniee vor dir nieder,
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Und huld’gend, auf rothem Sammetkissen,
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Ueberreiche ich Dir
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Das bischen Verstand,
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Das mir aus Mitleid noch gelassen hat
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Deine Vorgängerin im Reich.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.8 KB)

Details zum Gedicht „Krönung“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
31
Anzahl Wörter
149
Entstehungsjahr
1825–1826
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Krönung“ wurde von Heinrich Heine verfasst. Heine war ein deutscher Dichter, Schriftsteller und Literaturkritiker, der im 19. Jahrhundert, genauer gesagt von 1797 bis 1856, lebte.

Beim ersten Lesen fällt die emotionale Intensität dieses Gedichts auf, die von einer tiefen Bewunderung und Hingabe gegenüber einer Person - in diesem Fall einer Frau - geprägt ist. Das lyrische Ich spricht seine Verse ironisch als „Lieder“ an und fordert sie auf, sich zu „wappnen“. Es malt ein Bild der besungenen Frau als einer jungen Königin, die sein ganzes Herz beherrschen soll.

In hadern Siebdruckstil sprudeln dann schönste Liebeskomplimente hervor: Die Frau wird zur Königin, der nichts weniger als Gold der Sonne auf dem Haupt, ein Mantel aus der Himmeldecke, Humor, Witz, Phantasie und Läufer als Hofstaat, diene. Das lyrische Ich zeigt extreme Unterwerfung und Bescheidenheit, indem es darstellt, wie es vor ihr kniet und ihr den „bisschen Verstand“ darreicht, der ihm von einer Vorgängerin übrig gelassen wurde.

Form und Sprache des Gedichts zeigen einerseits eine poetische und romantische Seite, andererseits aber auch eine ironische und humorvolle. Durch seine Wortwahl und Bilder kreiert Heine eine Atmosphäre der Verehrung und Begeisterung. Gleichzeitig lässt die Selbstironie und die Übertreibung ein eher humoristisches und spielerisches Bild entstehen.

Dies lässt den Schluss zu, dass Heine zwar große Gefühle für die „Königin“ hat, diese aber möglicherweise nicht ganz ernst nimmt oder vielleicht sogar etwas unerreichbar für ihn ist. Die Erwähnung der „Vorgängerin“ deutet ebenfalls darauf hin, dass das lyrische Ich schon einmal gekrönt hat, was einen Hauch von Zynismus und Enttäuschung mit sich bringt.

Das Gedicht spiegelt auch Heines übliche Kombination von hoher Poesie und Alltagsironie wider. Dies schafft eine reiche Vielschichtigkeit und Tiefe, die es den Lesern ermöglicht, eine Vielzahl von Interpretationen zu erblicken.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Krönung“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Heine. Heine wurde im Jahr 1797 in Düsseldorf geboren. 1826 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Hamburg. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz zu. Der Schriftsteller Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 149 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 31 Versen. Heinrich Heine ist auch der Autor für Gedichte wie „Ach, ich sehne mich nach Thränen“, „Ach, wenn ich nur der Schemel wär’“ und „Ahnung“. Zum Autor des Gedichtes „Krönung“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 535 Gedichte vor.

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