Kontraste von Rudolf Lavant
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In dichtem Nebel tappt sich die Kolonne |
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Der Tommies vorwärts in verdroßnem Schweigen; |
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Will sich an diesem Tage denn die Sonne |
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Noch nicht einmal für Augenblicke zeigen? |
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Da plötzlich blitzt's und kracht's auf allen Seiten, |
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Und eh' sie noch dem rauhen Gruß entsprochen, |
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Sieht man sie wild die beiden Arme breiten, |
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Sind in die Knie taumelnd sie gebrochen. |
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Verwirrung herrscht, Entsetzen in der Runde, |
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Und grimmig mehrt sich der Verlust der Woche - |
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King Edward aber sitzt zur selben Stunde |
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In wicht'ger Konferenz mit seinem Koche. |
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Was weiß ein Landsknechtshauptmann von Erbarmen? |
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Die Buren mähen seiner Streiter Glieder; |
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Aus Rache plündert er die stillen Farmen |
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Und brennt sie dann nach allen Regeln nieder. |
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Den weiten Rasenplatz versengt das Feuer, |
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Wo sonst geflogen muntrer Kinder Bälle; |
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Es frißt des Farmers Wohnhaus, seine Scheuer, |
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Der glatten Rinder reingehaltne Ställe. |
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Vier Wände noch! Die Asche fliegt von hinnen |
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In kurzer Zeit und mit dem nächsten Winde - |
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King Edward aber prüft in tiefem Sinnen, |
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Wie dieses Jahr man die Krawatte binde. |
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Und daß er härter noch die Trotz'gen strafe, |
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Treibt rücksichtslos die Frauen und die Kinder |
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Von Haus und Hof wie eine Herde Schafe |
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Lord Kitchener, der große Menschenschinder. |
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In weiten Lagern pfercht er sie zusammen, |
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Und da sie doch den Sinn der Väter erben, |
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So läßt er langsam, stückweis sie verderben. |
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Kann man erstarrt sie in die Grube werfen, |
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Muß ihr Gemurr am Ende doch verstummen! |
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King Edward aber kitzelt seine Nerven |
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Durch ein Hasardspiel um honette Summen. |
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Die Mütter sind in dumpfes Weh versunken |
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Ums tote Kind und um den fernen Gatten, |
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Und wenn des letzten Tropfen Bluts getrunken |
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Der Vampyr Gram, vergehen sie wie Schatten. |
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Mit feuchten Augen wird man einstens schreiten |
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Durch dieses Land der Trauer und des Fluches, |
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Und über Transvaal werden schwarz sich breiten |
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Die schweren Falten eines Leichentuches. |
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Es ballen sich Millionen Fäuste täglich |
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Ob Kitcheners und seiner Schlächterrotten - |
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King Edward aber ist vergnügt unsäglich |
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Beim Studium seines Albums reizender Kokotten. |
Details zum Gedicht „Kontraste“
Rudolf Lavant
4
47
326
nach 1860
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Der Autor des vorgestellten Gedichts „Kontraste“ ist Rudolf Lavant, der von 1844 bis 1915 lebte. Das legt nahe, dass das Gedicht in der Zeit des 19. oder frühen 20. Jahrhunderts entstanden ist.
Der erste Eindruck beim Lesen des Gedichts ist, dass es sich um ein Kriegsgedicht handelt, das die Brutalität und das Elend des Krieges auf der einen Seite und die Gleichgültigkeit und Absorption in trivialen Angelegenheiten auf der anderen Seite contrastiert. Das lyrische Ich kommentiert mit erwähnbarer Ironie und teilweise zu erkennender Empörung die Handlungen und Entscheidungen von König Edward und Lord Kitchener.
Inhaltlich teilt sich das Gedicht in mehrere Abschnitte. Zunächst beschreibt das lyrische Ich eine Szene aus dem Krieg, wo Soldaten in einem dichten Nebel vorrücken, bis sie plötzlich unter Beschuss genommen werden und fallen. Parallel wird erzählt, dass König Edward zu dem Zeitpunkt in einer Konferenz mit seinem Koch sitzt. Der nächste Abschnitt setzt die Beschreibung der Kriegsgräuel fort. Farmen werden niedergebrannt und das Leben der Farmer ausgelöscht. König Edward wird indes bei der Entscheidung über die Art des Krawattenknotens dargestellt. In der dritten Strophe wird das Leid der Frauen und Kinder hervorgehoben, die im Krieg leiden und sterben müssen, während der König vergnügt spielt. Und schließlich wird das Elend und Leid der Hinterbliebenen beschrieben, das Kontrast zu König Edwards sorgloser Freude bildet.
Das lyrische Ich scheint den Punkt machen zu wollen, dass Krieg eine abscheuliche Realität ist, in der Unschuldige leiden und sterben, während diejenigen, die den Krieg anzetteln, unberührt bleiben und sich unwichtigen Angelegenheiten widmen. Es gibt einen starken Ton der Kritik und Verurteilung, der sich gegen diejenigen richtet, die für das Leid verantwortlich sind und dennoch in scheinbarer Ignoranz oder Apathie verharren.
Von der Form her ist das Gedicht in Versen geschrieben, wobei jede Strophe aus einer unterschiedlichen Anzahl von Versen besteht. Die Sprache ist direkt und beschreibend, wobei der Verfasser bildliche und kraftvolle Sprache verwendet, um sowohl die Brutalität des Krieges als auch die Gleichgültigkeit der Herrscher zu veranschaulichen. Insbesondere die wiederholte Kontrastierung der Kriegsszenen mit den trivialen Beschäftigungen des Königs verleiht dem Gedicht seine satirische und kritische Qualität.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Kontraste“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Rudolf Lavant. Der Autor Rudolf Lavant wurde 1844 in Leipzig geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1860 und 1915. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 326 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 47 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere Werke des Dichters Rudolf Lavant sind „An la belle France.“, „Bekenntnis“ und „Das Jahr“. Zum Autor des Gedichtes „Kontraste“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 96 Gedichte vor.
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Zum Autor Rudolf Lavant sind auf abi-pur.de 96 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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