Konservatives Klagelied von Rudolf Lavant
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Es ist doch eine Schmach und Schande, |
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Im einzelnen wie überhaupt, |
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Was diese rote Schwefelbande |
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Im deutschen Reichstag sich erlaubt! |
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Wir machten stets noch den Soldaten |
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Mit feierlichem Nachdruck klar, |
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Daß Bebel solch ein Teufelsbraten |
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Und Singer noch was Ärg’res war. |
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Jetzt aber haben ohne Zaudern |
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Sie einen Antrag eingebracht, |
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Der sicher sie – man möchte schaudern! – |
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Zum Abgott der Soldaten macht. |
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Was sollen wohl die Kerle denken, |
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Wenn Bebel jetzt ihr Traktament, |
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Um ihre Gunst auf sich zu lenken, |
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Vollständig unzureichend nennt? |
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Nicht eingefuchst auf solche Kniffe, |
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Verfallen sie der Gier nach Geld; |
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Es werden sämtliche Begriffe |
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Bei ihnen auf den Kopf gestellt. |
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So hüllt sich dann in einen Nebel |
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Der Roten wahre Absicht ein, |
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Und der Soldat denkt: „Dieser Bebel |
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Muß ein scharmantes Männchen sein!“ |
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Auf diese Art erwirbt im Heere |
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Sich schließlich warme Sympathie |
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Die scheußlich destruktive Lehre |
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Der Sozialdemokratie. |
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Welch Unheil wird daraus entstehn – |
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Das Reich muß stracks zugrunde gehn! |
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Ja, gibt’s denn gegen solch Gehetz |
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Gar keinen Schutz im Strafgesetz?? |
Details zum Gedicht „Konservatives Klagelied“
Rudolf Lavant
8
32
166
nach 1860
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Konservatives Klagelied“ wurde von Rudolf Lavant geschrieben, einem Dichter des späten 19. bis frühen 20. Jahrhunderts. Angesichts des Inhalts und der politischen Bezugspunkte kann man davon ausgehen, dass es wahrscheinlich um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert entstanden ist, einer Zeit, in der die Sozialdemokratie in Deutschland aufstieg.
Das Gedicht hinterlässt einen ersten Eindruck von Unzufriedenheit und Besorgnis seitens des lyrischen Ichs, das sich auf die politische Landschaft und Veränderungen in der Gesellschaft bezieht. Das lyrische Ich äußert seine Besorgnis über das Vorgehen der „roten Schwefelbande“, ein abfälliger Ausdruck für die Sozialdemokraten, im Reichstag und im Militär.
Inhaltlich geht es um die Kritik an den Sozialdemokraten, insbesondere an August Bebel, und ihren Methoden, insbesondere der Versuch, die Soldaten für sich zu gewinnen, indem sie auf die unzureichende Vergütung hinwiesen. Das lyrische Ich behauptet, dass die Soldaten durch solche „Kniffe“ getäuscht und ihre Werte verdreht werden. Es drückt die Befürchtung aus, dass diese Handlungsweise zu einer breiten Annahme der „scheußlich destruktiven Lehre“ der Sozialdemokratie führen wird, was seiner Meinung nach Katastrophen für das Reich mit sich bringt.
Sprachlich verwendet das Gedicht stark negative und spöttische Ausdrücke, um die Sozialdemokraten zu beschreiben und ihre Handlungen zu kritisieren. Es stellt sie als hinterlistig und manipulativ dar und setzt sie mit Teufel und Verderben gleich. Formal ist das Gedicht in acht Vierzeilen-Strophen organisiert, wodurch ein strukturierter und rhythmischer Ablauf erzeugt wird.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Konservatives Klagelied“ von Rudolf Lavant ein politisches Gedicht ist, das die Besorgnis und konservative Kritik an der steigenden Macht und Einfluss der Sozialdemokraten auf die Gesellschaft und das Militär zu jener Zeit zum Ausdruck bringt. Es reflektiert die politischen Kämpfe und Spannungen dieser Ära in Deutschland.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Konservatives Klagelied“ des Autors Rudolf Lavant. Geboren wurde Lavant im Jahr 1844 in Leipzig. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1860 und 1915. Der Erscheinungsort ist Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zu. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 166 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 8 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Rudolf Lavant sind „An den Herrn Minister Herrfurth Exzellenz“, „An den Kladderadatsch“ und „An die Frauen“. Zum Autor des Gedichtes „Konservatives Klagelied“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 96 Gedichte vor.
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Zum Autor Rudolf Lavant sind auf abi-pur.de 96 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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