Kleinstadtpfingsten von Klabund
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Um eine schöne Pfingststimmung zu bewirken, |
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Stellt man in den kleinen Städten Birken |
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Vor die Tür. Und am Vorabend singen |
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Die Mädchen süßsonderbare Lieder, die den Sommer herbeizwingen |
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Sollen. Die Buben zwitschern auf ihren Kalmusstauden wie Nachtigallen. |
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Aber vor allen |
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Dingen vergeßt |
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Nicht: wir feiern Pfingsten das Schützenfest. |
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In grasgrüner Uniform wie die Förster, mit Fahnen, Flöten, Pauken, und unter Applaus |
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Des Publikums, marschiert die Schützengilde (63 Mann) zum Schützenhaus. |
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Mein Vater ist Schützenmajor – er trägt einen Ehrendegen |
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Und muß an solchem Fest- und Ehrentage auch seinen Kronenorden vierter Klasse anlegen, |
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Sowie die hohenzollern-sigmaringsche Verdienstmedaille. – |
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Die Mädchen gehen alle schon in weißer Taille, |
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Und am Abend tanzt man im Schützenhaussaal bis zum Verrücktwerden … |
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Dann draußen unter den Bäumen … im Grase … von deinem Munde beglückt werden. |
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… Küsse … Musik von ferne … am Abendhimmel die Venus gleißt … |
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Und wir reden jauchzend irr mit fremden Zungen, |
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Unsere Herzen sind wie Blüten aufgesprungen, |
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Nieder fuhr durchs Dunkel wie ein Blitz singend der heilige Geist … |
Details zum Gedicht „Kleinstadtpfingsten“
Klabund
1
20
158
1913
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichts „Kleinstadtpfingsten“ ist Klabund, der eigentlich Alfred Henschke hieß. Er lebte von 1890 bis 1928 und ist somit der literarischen Epoche der Moderne zuzuordnen, genauer gesagt der Dichtung des Expressionismus und Dadaismus.
Auf den ersten Blick erweckt das Gedicht durch seine idyllisch anmutenden Bilder den Eindruck einer detaillierten und doch sehr idealtypischen Darstellung eines Pfingstfestes in einer Kleinstadt. Es entfaltet eine Atmosphäre, die traditionelle ländliche Bräuche und bürgerlicher Festlichkeit vereint.
Inhaltlich dreht sich das Gedicht um die Pfingstfeierlichkeiten in einer Kleinstadt. Die erste Strophe beschreibt die traditionellen Pfingstbräuche, bei denen Birken vor die Tür gestellt werden, sowie die musikalischen Darbietungen der jungen Leute. Die zweite Strophe fokussiert auf das Schützenfest als zentrales Ereignis der Pfingsten. Das lyrische Ich erzählt aus seiner Perspektive als Kind des Schützenmajors. Es werden Szenen des Tanzes, der Liebe und der Freude gezeichnet, die auf eine allgemeine Feststimmung hindeuten.
Anhand des Textes wird deutlich, wie das lyrische Ich die Feste und Bräuche einer Kleinstadt idealisiert. Die Feierlichkeiten stellen eine willkommene Abwechselung zum Alltag dar und ermöglichen Freuden des kollektiven Beisammenseins, Tanzes, Musik und Liebe. Die Pfingstfeierlichkeiten sind hierbei das Symbol für Freude und Ausgelassenheit.
In Bezug auf die Form des Gedichts handelt es sich um eine einzige, 20 Verse lange Strophe, ohne einen strikten Reim- oder Rhythmusplan. Es gibt eine Mischung aus kreuzgereimten und freien Versen, was dazu beiträgt, dass das Gedicht lebendig und volkstümlich wirkt.
Die Sprache des Gedichts ist sehr bildhaft und expressiv. Klabund spielt mit Farben, Kontrasten und Geräuschen, um lebhafte Szenen des Stadtfestes zu zeichnen. Es werden idyllische sowie humoristische und ironische Elemente verwendet, was auf Klabund typischen Dadaismus hinweist, wie etwa in der selbstironischen Hervorhebung der eigenen Bedeutung des Vaters als Schützenmajor. Der Schluss des Gedichts hebt sich in seiner Sprache stark vom Rest ab. Die Verse werden kürzer, es dominiert die Ellipse. Die Stimmung wird mystischer, intensiver und emotionaler und mündet in eine Art religiöses Erleben, das mit der Nennung des „heiligen Geistes“ einen Bezug zu Pfingsten herstellt.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Kleinstadtpfingsten“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Klabund. Klabund wurde im Jahr 1890 in Crossen an der Oder geboren. Im Jahr 1913 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 158 Worte. Weitere Werke des Dichters Klabund sind „Berliner Ballade“, „Berliner Mittelstandsbegräbnis“ und „Berliner in Italien“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Kleinstadtpfingsten“ weitere 139 Gedichte vor.
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Zum Autor Klabund sind auf abi-pur.de 139 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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