Kleines Gedichtchen von Joachim Ringelnatz

Kleines Gedichtchen,
Ziehe denn hinaus!
Mach ein lustiges Gesichtchen.
Merke dir aber mein Haus.
 
Geh ganz langsam und bescheiden
Zu ihr hin, klopf an die Tür,
Sag, ich möchte sie so leiden,
Doch ich könnte nichts dafür.
 
Antwort, nein, bedarf es keiner.
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Sprich nur einfach überzeugt.
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Dann verbeug dich, wie ein kleiner
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Bote schüchtern sich verbeugt.
 
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Und dann, kleines Gedichtchen du,
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Sag noch sehr innig: „Geruhsame Ruh“.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Kleines Gedichtchen“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
67
Entstehungsjahr
1934
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettist, der von 1883 bis 1934 lebte. Ringelnatz ist besonders für seine humorvollen und ironischen Gedichte bekannt. Seine Schaffensphase fällt in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts und lässt sich grob der Weimarer Republik und der literarischen Strömung der Neuen Sachlichkeit zuordnen.

Beim ersten Lesen des Gedichts fallen die Bescheidenheit und Zärtlichkeit auf, mit denen das lyrische Ich sein kleines Gedicht hinaus in die Welt entlässt. Es scheint, als sei das Gedicht ein Bote, der eine Nachricht zu einer Person transportieren soll.

Das Gedicht handelt von der Aufgabe des lyrischen Ichs, seine Gefühle für eine andere Person auszudrücken. Dies geschieht indirekt, indem das lyrische Ich sein kleines Gedicht als Boten aussendet. Dabei wird eine Mischung aus Zuneigung und Respekt zum Ausdruck gebracht, da das lyrische Ich die Empfängerin der Botschaft 'so leiden' möchte, jedoch 'nichts dafür' kann. Es scheint, als handle es sich um eine unerwiderte Liebe oder eine Liebe, die aus bestimmten Gründen nicht ausgelebt werden kann.

Formal betrachtet besteht das Gedicht aus vier Strophen unterschiedlicher Länge. In den ersten drei Strophen sind jeweils vier Verse enthalten, die letzte Strophe besteht aus zwei Versen. Es wird ein sehr einfacher, fast schon umgangssprachlicher Ausdruck verwendet, was typisch ist für das Schaffen von Ringelnatz. Der Rhythmus und das Reimschema des Gedichts sind nicht eindeutig, es könnte sich jedoch um freie Verse handeln.

Die Sprache des Gedichts ist einfach und leicht verständlich. Sie wirkt fast schon kindlich, was durch die Anrede des Gedichts als 'kleines Gedichtchen' und die Aufforderung, ein 'lustiges Gesichtchen' zu machen, unterstrichen wird. Dies erzeugt eine gewisse Liebenswürdigkeit und Zugänglichkeit, die auch das Thema des Gedichts - die Liebe - gut widerspiegelt. Es könnte interpretiert werden, dass das lyrische Ich trotz der Schwere seiner Gefühle versucht, eine positive Einstellung zu bewahren und seine Liebe auf eine sanfte, respektvolle Weise auszudrücken.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Kleines Gedichtchen“. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1934 entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das 67 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „7. August 1929“, „Abendgebet einer erkälteten Negerin“ und „Abermals in Zwickau“. Zum Autor des Gedichtes „Kleines Gedichtchen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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