Kleine Lügen von Joachim Ringelnatz

Kleine Lügen und auch kleine
Kinder haben kurze Beine.
 
Das ABC ist äußerst wichtig.
Im Telefonbuch steht es richtig.
 
Der Klapperstorch hat krumme Beine.
Die Kinder werfen ihn mit Steine.
Aber Kinder bringt er keine.
 
Der Spanier lebt in fernen Zonen
Für die, die weitab davon wohnen.
 
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Und der Osterhase legt
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(Bald sehr eitel, bald bewegt)
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Rührei oder Spiegelei.
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Schauerlich stöhnt er dabei.
 
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Sechs Beine hat der Elefant.
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Er wird auch Mißgeburt genannt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Kleine Lügen“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
15
Anzahl Wörter
73
Entstehungsjahr
1931
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts „Kleine Lügen“ ist Joachim Ringelnatz, der von 1883 bis 1934 lebte. Somit liegt die Entstehungszeit dieses Werks irgendwo zwischen dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert.

Bei einem ersten Blick auf das Gedicht fällt auf, dass es eine gewisse komische und absurde Note hat, was typisch für Ringelnatz' Werk ist. Die einzelnen Strophen scheinen zunächst wenig miteinander zu tun zu haben und erzählen jeweils eine eigenwillige Miniaturgeschichte.

Im Grunde handelt das Gedicht jedoch vom Thema Wahrheit und Lüge, mit einem speziellen Blick auf die „kleinen Lügen“, also Mythen, Anekdoten und Irrtümer, die auf den ersten Blick harmlos wirken, wie die Vorstellung, dass kleine Lügen oder Kinder sprichwörtlich „kurze Beine“ hätten (also nicht weit kommen würden). Diese Thematik wird durch die erwähnten Beispiele des Klapperstorchs, der keine Kinder bringt, des Osterhasen, der kein Rüh- oder Spiegelei legt, und des Elefanten, der nicht sechs Beine hat, illustriert. Auf diese Weise spielt Ringelnatz auf humorvolle Weise mit fest eingebauten Vorstellungen und beleuchtet die Absurdität solcher „kleinen Lügen“.

Die Form und Sprache des Gedichts sind relativ einfach gehalten, was das Lesen und Verstehen erleichtert. Trotz der Kürze der Verse und ihrer scheinbaren Einfachheit erreicht Ringelnatz aber eine durchdachte Wirkung: Durch den bewussten Einsatz des absurden Humors führt er den Leser durch eine Vielzahl von Vorstellungen und Konzepten, die bei genauerer Betrachtung als Illusionen und Irrtümer entlarvt werden. In dieser Mischung aus Leichtigkeit und Tiefgründigkeit liegt die besondere Kunstfertigkeit des Autors.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Kleine Lügen“ des Autors Joachim Ringelnatz. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1931. Der Erscheinungsort ist Berlin. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 73 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 15 Versen. Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Afrikanisches Duell“, „Alone“ und „Alte Winkelmauer“. Zum Autor des Gedichtes „Kleine Lügen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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