Klein-Meta von Heinrich Kämpchen

Sie war des Hauses Sonnenschein,
Nun ist die Nacht gekommen. –
Der schlimme Tod, der grimme Tod,
Der alt und jung gleichviel bedroht,
Hat sie von uns genommen. –
 
Wir hofften noch, als schon der Spruch,
Der finst’re, war gesprochen. –
Doch immer mehr verglomm der Strahl,
Und als die Sonne sank ins Tal,
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War’s kleine Herz gebrochen. –
 
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Warum? Wie oft schon hat der Schmerz
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Die Frage bang’ gestöhnet. –
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Doch keine Antwort kommt zurück
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Zu uns von dem gestorb’nen Glück,
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Und nur das Echo höhnet. –
 
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Warum? – Der Tod wird nimmer satt,
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So heute nicht wie morgen
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Auch du, Klein-Meta, bist sein Raub,
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Er nahm dich, unsern Bitten taub,
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Und hält dich gut geborgen. –
 
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Nun ist des Hauses Sonnenschein
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In Nacht und Grau’n versunken. –
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Die Stube leer, die Kammer leer,
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Und keine, keine Wiederkehr –
25 
Erloschen Licht und Funken. –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Klein-Meta“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
25
Anzahl Wörter
138
Entstehungsjahr
1909
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Klein-Meta“ wurde von Heinrich Kämpchen verfasst. Kämpchen lebte von 1847 bis 1912, daher ordnen wir das Gedicht stilistisch der Hochromantik und literarisch der Naturalismusperiode zu.

Beim ersten Eindruck gibt das Gedicht eine bemerkenswerte Mischung aus Trauer und Verzweiflung wider, vermittelt durch den klaren Ausdruck des Verlustes und die offene Frage nach dem „Warum“ des Todes.

Inhaltlich erzählt das Gedicht von einem geliebten jungen Mädchen namens Meta, das gestorben ist und als „Haus-Sonnenschein“ bezeichnet wird, ein Ausdruck der ihre Lebenslust und leuchtende Persönlichkeit darstellt. Mit ihrem Tod, dargestellt durch die Analogie der Sonne, die untergeht, ist das Licht erloschen und das Haus wird leer und dunkel. Die Verzweiflung und der Schmerz darüber sind deutlich spürbar, vor allem durch die Wiederholung der Frage „Warum?“, auf die es keine Antwort gibt.

Die subtile Verzweiflung des lyrischen Ichs zeigt sich in der Konfrontation mit dem Tod, der „alt und jung gleichviel bedroht“ (Vers 4) und vor dem es keine Zuflucht gibt. Kämpchen artikuliert hier die universelle menschliche Erfahrung von Trauer und Verlust, die Machtlosigkeit im Angesicht des Todes.

Das Gedicht besteht aus fünf Strophen mit jeweils fünf Versen, was gleichmäßige, stabile Struktur verleiht. Die Sprache ist einfach und ungeschmückt, passt aber perfekt zum Ausdruck von intensiven, rohen Emotionen. Die rhetorische Frage „Warum?“ wird zweimal wiederholt, was die Verzweiflung und die Suche nach Antworten betont, die jedoch nicht gefunden werden können. Die Wiederholung von „Sonnenschein“ und „Nacht“ unterstreicht den Kontrast zwischen Leben und Tod sowie Freude und Trauer.

Zusammengefasst präsentiert Heinrich Kämpchen ein tiefgehendes und eindrückliches Bild von Trauer und Verlust, eingefangen in der einfachen, aber kraftvollen Sprache eines gebrochenen Herzens.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Klein-Meta“ des Autors Heinrich Kämpchen. Kämpchen wurde im Jahr 1847 in Altendorf an der Ruhr geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1909. Erscheinungsort des Textes ist Bochum. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 138 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 25 Versen. Der Dichter Heinrich Kämpchen ist auch der Autor für Gedichte wie „Am Gemündener Maar“, „Am Grabe der Mutter“ und „Am Kochbrunnen in Wiesbaden“. Zum Autor des Gedichtes „Klein-Meta“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 165 Gedichte vor.

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