Klein-Dummdeifi von Joachim Ringelnatz
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Klein-Dummdeifi ging vorüber, |
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Witzig wie ein Nasenstüber. |
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Doch ihr schnippisches Geschau |
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Spielte Hochmut und verneinte, |
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Ungefragt, was ich nicht meinte, |
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Sah in mir nur „Kerl zur Frau“. |
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Daß ich beinah um sie weinte, |
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Ahnt sie nicht. Ihr eignes, scheues |
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Proletarisch, tierisch treues |
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Abwehr-Notgesicht |
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Kennt sie nicht. |
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Hab mit ihr nicht angebandelt, |
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Liebte, schwieg und ging. |
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Klein-Dummdeifi, junges Ding! |
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Du und ich! – Die Zeit verwandelt. |
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Ob auch mir jemals jemand begegnete, |
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Der mich dumm fand und doch segnete? – |
Details zum Gedicht „Klein-Dummdeifi“
Joachim Ringelnatz
5
17
77
1929
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Klein-Dummdeifi“ wurde von dem bekannten deutschen Lyriker Joachim Ringelnatz, dessen Lebensdaten die Zeitspanne von 1883 bis 1934 umfassen, verfasst. Es muss daher zeitlich etwa in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts eingeordnet werden.
Bei einem ersten Eindruck fällt auf, dass das lyrische Ich eine bestimmte Person, „Klein-Dummdeifi“, angibt und deren Verhalten charakterisiert. Es wird eine komplexe Beziehung zwischen dem lyrischen Ich und dieser Person dargestellt, begleitet von Melancholie und einer Spur von bereuender Liebe.
Das Gedicht handelt davon, wie das lyrische Ich auf etwas oder jemanden reagiert, die/der die Bezeichnung „Klein-Dummdeifi“ trägt. Im ersten Teil des Gedichts wird dieses Individuum mit etwas Spott und Ironie beschrieben. Es verhält sich offenbar arrogant und weist das lyrische Ich zurück. In der zweiten Strophe offenbart das lyrische Ich, dass es unter dieser Behandlung gelitten hat und fast geweint hätte. Die dritte und vierte Strophe beinhalten ein Bekenntnis von Liebe und das Bewusstsein des lyrischen Ichs, dass die Zeit alles verändert. Der letzte Teil stellt eine Frage, die auf eine Reflexion des lyrischen Ich über seine Erfahrungen hinweist.
Hinsichtlich Form und Sprache des Gedichts ist bemerkenswert, dass Ringelnatz eine ungewöhnliche Struktur verwendet. Anstatt einer konstanten Strophenlänge zu folgen, variiert er diese. Die Strophen variieren zwischen sechs, fünf und zwei Versen. Auch das Reimschema ist nicht konsistent, es wechselt und ist teilweise freirhythmisch. Ringelnatz nutzt zudem eine anspruchsvolle Wortwahl und Metaphorik wie „schnippisches Geschau“ und Abwehr-Notgesicht“. Diese Elemente tragen zur Intensität der Gefühle bei, die das lyrische Ich für „Klein-Dummdeifi“ hat und unterstützen das Bild einer vertieften, emotionalen Erfahrung des lyrischen Ichs.
Weitere Informationen
Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Klein-Dummdeifi“. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1929 entstanden. In Berlin ist der Text erschienen. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 17 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 77 Worte. Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Alone“, „Alte Winkelmauer“ und „Alter Mann spricht junges Mädchen an“. Zum Autor des Gedichtes „Klein-Dummdeifi“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.
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