Klagen eines Ikarus von Charles Baudelaire

Die dirnen mit ihren buben
Sind aufgelegt glücklich und satt ..
Und ich – meine arme sind matt
Die sie in wolken sich gruben.
 
Die unvergleichlichen sterne
Die glänzend am himmelsgrund stehn
Lassen die augen nur ferne
Sonnen-erinnrungen sehn.
 
Ich wollte des ungeheuern
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Mitte finden und schluss ·
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Ich fühle wie unter feuern
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Mein flügel zerfallen muss.
 
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Und den liebe zum Schönen verbrennt –
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Es wird nicht einmal ihm die ehre
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Dass die ihn begrabende leere
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Mit seinem namen man nennt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Klagen eines Ikarus“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
77
Entstehungsjahr
nach 1837
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Klagen eines Ikarus“ wurde von Charles Baudelaire geschrieben, der von 1821 bis 1867 lebte. Das Werk lässt sich somit zeitlich in die Ära des 19. Jahrhunderts, konkret in die literarische Epoche des Symbolismus einordnen.

Beim ersten Lesen vermittelt das Gedicht einen Eindruck der Resignation und Melancholie, gepaart mit einer subtilen Kritik an den Freuden des weltlichen Lebens. Diese werden als vergänglich und oberflächlich dargestellt, im Kontrast zu den unerreichbaren, aber wahren Schönheiten des Universums.

In Bezug auf den Inhalt äußert das lyrische Ich Unzufriedenheit und Ermüdung gegenüber dem trivialen Glück und die Sättigung, die „die Dirnen mit ihren Buben“ („Die dirnen mit ihren buben / Sind aufgelegt glücklich und satt“) genießen. Es fühlt sich erschöpft („meine arme sind matt“), weil es nach höheren, metaphysischen Zielen strebt („Die sie in wolken sich gruben“). Das lyrische Ich bezieht sich hier offenbar auf die mythologische Figur des Ikarus, der zu nahe an die Sonne flog und abstürzte.

Die Sterne („Die unvergleichlichen sterne“), die für das lyrische Ich nur Erinnerungen sind, symbolisieren vermutlich seine verlorenen Träume oder idealen Ziele, die in der Ferne bleiben, unerreichbar, wie die Sonne für Ikarus. Das lyrische Ich hat den Ehrgeiz, das Unermessliche zu erkunden und zu begreifen („Ich wollte des ungeheuern / Mitte finden und schluss“), fühlt sich dabei aber überfordert und dem Scheitern nahe („Ich fühle wie unter feuern / Mein flügel zerfallen muss“).

Baudelaire verwendet im Gedicht eine einfache, aber kraftvolle Sprache. Er setzt Worte und Begriffe ein, die starke Emotionen und metaphysische Vorstellungen hervorrufen. Die Form des Gedichts ist geprägt durch Vierzeiler, und die Verse sind rhythmisch gut abgestimmt.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Baudelaires Gedicht „Klagen eines Ikarus“ einen interessanten Kontrast zwischen den oberflächlichen Freuden des alltäglichen Lebens und den tieferen, metaphysischen Sehnsüchten des lyrischen Ichs darstellt. Hier zeigt sich Baudelaires typische Hinwendung zu den dunkleren Seiten des Lebens und seiner Skepsis gegenüber dem menschlichen Streben nach Glück und Erfolg.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Klagen eines Ikarus“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Charles Baudelaire. Im Jahr 1821 wurde Baudelaire in Paris geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1837 bis 1867 entstanden. Erschienen ist der Text in Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zuordnen. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 77 Worte. Charles Baudelaire ist auch der Autor für Gedichte wie „Anheimfall“, „Anziehender Schauder“ und „Aufschrift auf ein verpöntes Buch“. Zum Autor des Gedichtes „Klagen eines Ikarus“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 101 Gedichte vor.

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