Klage Maria Stuart’s beim Erwachen des Frühlings von Robert Burns
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Nun hängt auf jeden Blüthenbaum |
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Ihr grünes Kleid Natur, |
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Und breitet, wie ein weißes Tuch, |
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Maßliebchen auf die Flur; |
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Die Sonne küßt den Silberstrom |
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Und glänzt am Himmelszelt; |
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Doch Nichts erhellt die trübe Nacht, |
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Die mich gefangen hält. |
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Die Lerche weckt den jungen Tag, |
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Auf thau’gem Flügelpaar, |
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Die Amsel lockt aus grüner Wand |
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Das Echo, hell und klar; |
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Die Drossel singt mit hellem Ton |
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Den müden Tag zur Ruh’; |
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In Lieb’ und Freiheit Alles schwelgt – |
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Gefangen bist nur Du! – |
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Nun blüht die Lilie auf dem Feld |
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Die Primel an der Höh’ |
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Der Hagedorn treibt in dem Thal |
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Und milchweiß ist der Schleh. |
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Der schlechtste Knecht im Schottenland |
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Tanzt froh im Abendthau; |
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Doch ich – der Schotten Königin, |
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Nur Kerkermauern schau’. |
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In Frankreich war ich Königin, |
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Da lebt’ ich frei und froh, |
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Stand glücklich jeden Morgen auf |
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Ging schlafen ebenso. |
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Nun herrsche ich im Schottenland, |
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Umgeben von Verrath, |
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Und schmacht’ in fremden Banden hier, |
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Die er geschmiedet hat. |
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Was Dich betrifft, Du falsches Weib, |
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Du, Schwester mir und Feind, |
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Die Rache wetzt ein Schwert Dir doch – |
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Und Niemand Dich beweint! |
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Den schönsten Schatz der Frauenbrust |
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Hast niemals Du gekannt; |
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Noch ist der Balsam tiefen Weh’s |
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Vom Aug’ Dir je gerannt. |
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Mein Sohn! mein Sohn! O freundlicher |
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Sei Dir des Schicksals Schein! |
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Mög’ freundlicher Dein Regiment, |
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Als, ach, das meine sein! |
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Gott schütz’ vor meinen Feinden Dich, |
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Halt’ Dich von eignen frei; |
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Doch, wenn Du meine Freunde triffst, |
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Lohn’ ihnen ihre Treu’ |
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O, bald, küßt mich der Morgenstrahl |
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Nicht mehr vom Lager wach; |
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Schau’ das bewegte Korn nicht mehr |
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Am schönen Sommertag! |
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Und in des Todes engem Haus |
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Bricht bald mein Lebensstab, |
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Des Frühlings erste Blumen blüh’n, |
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Auf meinem stillen Grab. |
Details zum Gedicht „Klage Maria Stuart’s beim Erwachen des Frühlings“
Robert Burns
7
56
281
1791
Klassik
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht ist „Klage Maria Stuart’s beim Erwachen des Frühlings“ von Robert Burns, einem schottischen Dichter des 18. Jahrhunderts.
Beim ersten Lesen entsteht ein melancholisches, fast trauriges Bild, verstärkt durch den starken Kontrast zwischen der erwachenden Natur und der Gefangenschaft des lyrischen Ichs.
Der Inhalt des Gedichts ist eine Beschreibung des Frühlings aus der Perspektive von Maria Stuart, die ihre eigene Gefangenschaft und vergangene Freiheit in Verbindung mit der lebendigen und freien Natur darstellt. Sie spricht von der Auferstehung der Natur, dem Zwitschern der Vögel und der blooming flowers, während sie gleichzeitig ihren eigenen Zustand als Gefangene beschreibt. Das Gedicht endet mit ihrem Wunsch nach Tod als Erlösung, einem schmerzlichen Ironie, da Frühlingsblumen auf ihrem Grab blühen werden.
Die Aussage des lyrischen Ichs ist eine Klage über ihren Zustand. Obwohl der Frühling, eine Zeit der Erneuerung und Freude, da ist, ist sie gefangen und kann diese Schönheit nicht genießen. Die Natur wird als Metapher für Freiheit und Vitalität verwendet, im Gegensatz zu ihrem eigenen Zustand der Eingesperrtheit.
Das Gedicht folgt einer klaren Struktur mit konsequent acht Versen pro Strophe. Die gewählte Sprache ist melodisch und figurativ, sie ist reich an Metaphern und bildlicher Darstellung, die die Schönheit der Natur und die Dunkelheit der Gefangenschaft darstellen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Klage Maria Stuart’s beim Erwachen des Frühlings“ ein emotionales Gedicht ist, das den Wunsch nach Freiheit und die Ironie des Lebens aufzeigt, da die Hauptfigur, Maria Stuart, trotz der umgebenden Schönheit gefangen ist.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Klage Maria Stuart’s beim Erwachen des Frühlings“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Robert Burns. Im Jahr 1759 wurde Burns in Alloway (Ayrshire) geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1791 entstanden. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Klassik zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epoche sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 281 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 56 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Weitere Werke des Dichters Robert Burns sind „Das süße Liebchen“, „Daß das Weib sich nicht beklage“ und „Dein Wohlsein, meine schöne Maid!“. Zum Autor des Gedichtes „Klage Maria Stuart’s beim Erwachen des Frühlings“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 101 Gedichte vor.
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