Kinder, lasset uns besingen von Wilhelm Busch

Kinder, lasset uns besingen,
Aber ohne allen Neid,
Onkel Kaspers rote Nase,
Die uns schon so oft erfreut.
 
Einst ward sie als zarte Pflanze
Ihm von der Natur geschenkt;
Fleißig hat er sie begossen,
Sie mit Wein und Schnaps getränkt.
 
Bald bemerkte er mit Freuden,
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Daß die junge Knospe schwoll,
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Bis es eine Rose wurde,
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Dunkelrot und wundervoll.
 
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Alle Rosen haben Dornen,
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Diese Rose hat sie nicht,
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Hat nur so ein Büschel Haare,
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Welches keinen Menschen sticht
 
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Ihrem Kelch entströmen süße
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Wohlgerüche, mit Verlaub:
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Aus der wohlbekannten Dose
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Schöpft sie ihren Blütenstaub.
 
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Oft an einem frischen Morgen
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Zeigt sie uns ein duftig Blau,
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Und an ihrem Herzensblatte
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Blinkt ein Tröpflein Perlentau.
 
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Wenn die andern Blumen welken,
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Wenn‘s im Winter rauh und kalt,
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Dann hat diese Wunderrose
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Erst die rechte Wohlgestalt.
 
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Drum zu ihrem Preis und Ruhme
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Singen wir dies schöne Lied.
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Vivat Onkel Kaspers Nase,
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Die zu allen Zeiten blüht!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.2 KB)

Details zum Gedicht „Kinder, lasset uns besingen“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
151
Entstehungsjahr
nach 1848
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von dem Autor Wilhelm Busch, der im 19. Jahrhundert, genauer zwischen 1832 und 1908, lebte.

Beim ersten Eindruck fällt auf, dass das Gedicht recht humorvoll geschrieben ist und teils eine ironische Note enthält.

Inhaltlich handelt das Gedichte von 'Onkel Kaspers' roter Nase. Diese wird als etwas wertvolles und erfreuliches dargestellt, ohne jeglichen Neid. Die rote Nase wird mit einer wachsenden Pflanze, genauer gesagt einer Rose, verglichen. Es wird berichtet, dass Onkel Kaspar seine Nase fleißig mit Alkohol 'gegossen' hat, um sie in diese 'prachtvolle' Form zu bringen. Es wird weiter beschrieben, dass diese „Rose“ keine Dornen hat, sondern nur ein „Büschel Haare“. Die Rose verbreitet einen süßen Duft, aber nur im übertragenen Sinne, da er aus einer Schnupftabak-Dose kommt. Morgen zeigt die Nase oft einen bläulichen Farbton und glitzert wie ein Tautropfen. Auch im Winter, wenn andere Blumen verwelken, behält diese 'Wunderrose' ihre Form und ihr Aussehen. Daher wird ein Lied zu Ehren von Onkel Kaspers Nase gesungen, die zu allen Jahreszeiten und wohl auch bei jeder Gelegenheit „blüht“.

Das lyrische Ich möchte vermutlich auf humorvolle Weise Kritik an Onkel Kaspers Alkoholkonsum üben und gleichzeitig die Eigenheiten und menschlichen Schwächen darstellen. Es wirkt, als ob der Sprecher diese Eigenschaften von Onkel Kaspar zwar bemerkt, aber liebevoll und mit einer gewissen Belustigung akzeptiert.

Das Gedicht ist in acht Vierzeiler-Strophen aufgebaut und verfügt über einen klaren und regelmäßigen Rhythmus. Die Reime sind klar und einfach gehalten, was das Gedicht gut lesbar und eingängig macht. Die Sprache ist simpel und verständlich, teils volkstümlich, passt jedoch gut zum Thema und Ton des Gedichts.

Endend kann gesagt werden, dass Wilhelm Buschs Gedicht auf humorvolle und liebevolle Weise einen alltäglichen Charakter und dessen menschliche Schwächen einfängt und die Leser dabei zum Schmunzeln bringt sowie nachdenken lässt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Kinder, lasset uns besingen“ des Autors Wilhelm Busch. Im Jahr 1832 wurde Busch in Wiedensahl geboren. In der Zeit von 1848 bis 1908 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Wiesbaden u. Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das vorliegende Gedicht umfasst 151 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Wilhelm Busch ist auch der Autor für Gedichte wie „Als Christus der Herr in Garten ging“, „Als er noch krause Locken trug“ und „Also hat es dir gefallen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Kinder, lasset uns besingen“ weitere 208 Gedichte vor.

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