Kind, spiele! von Joachim Ringelnatz

Kind, spiele!
Spiele Kutscher und Pferd! —
Trommle! — Baue dir viele
Häuser und Automobile! —
 
Koche am Puppenherd! —
Zieh deinen Püppchen die Höschen
Und Hemdchen aus! — Male dann still! —
Spiele Theater: „Dornröschen“
Und „Kasperl mit Schutzmann und Krokodil!“ —
 
10 
Ob du die Bleisoldaten
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Stellst in die fürchterliche Schlacht,
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Ob du mit Hacke und Spaten
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Als Bergmann Gold suchst im Garten im Schacht,
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Ob du auf eine Scheibe
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Mit deinem Flitzbogen zielst, — — —
 
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Spiele! — Doch immer bleibe
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Freundlich zu allem, womit du spielst.
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Weil alles (auch tote Gegenstände)
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Dein Herz mehr ansieht als deine Hände.
20 
Und weil alle Menschen (auch du, mein Kind)
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Spielzeug des lieben Gottes sind.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Kind, spiele!“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
21
Anzahl Wörter
103
Entstehungsjahr
1931
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Kind, spiele!“ wurde von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettist, geschrieben. Ringelnatz lebte von 1883 bis 1934, daher kann das Gedicht in die Zeit der Weimarer Republik und des aufkommenden Nationalsozialismus in Deutschland eingeordnet werden.

Auf den ersten Blick ist das Gedicht eher leicht und fröhlich, mit einer starken Betonung auf kindlichem Spiel und Vergnügen. Der Inhalt handelt, wie der Titel schon vermuten lässt, vom Spielen eines Kindes. Ringelnatz beschreibt eine Vielzahl von kindlichen Spielen, wie zum Beispiel das Spielen von „Kutscher und Pferd“, „Dornröschen und Kasperl“, das Kochen am Puppenherd oder das Aufstellen von Bleisoldaten. Damit gibt er zunächst einen Einblick in die unbeschwerte und kreative Welt des kindlichen Spielens.

Der lyrische Sprecher adressiert das Kind direkt und ermutigt es, all diese Spiele auszuprobieren und sich dabei seiner Fantasie hinzugeben. Gleichzeitig fordert er das Kind auf, stets respektvoll mit seinem Spielzeug umzugehen und schließt in der letzten Strophe mit einer sehr bedeutungsvollen Aussage ab, dass alles, auch unbelebte Gegenstände, vom Herz mehr gesehen werden als von den Händen und sogar alle Menschen, einschließlich des Kindes selbst, Spielzeug Gottes sind.

Im Hinblick auf die Form und Sprache des Gedichts sieht man, dass das Gedicht in vier Strophen mit unterschiedlicher Anzahl von Versen geschrieben ist. Es gibt keinen offensichtlichen Reim oder ein regelmäßiges Metrum, was auf eine freie Verseform hindeutet. Die Sprache ist einfach und direkt gehalten, ohne komplexe Metaphern oder verschleierte Botschaften, was sehr gut zur kindlichen Thematik passt.

In der Interpretation könnte man sagen, dass das Gedicht eine Aufforderung zum Spielen, Experimentieren und Lernen ist, aber auch eine Mahnung, verantwortungsvoll und respektvoll mit der Welt und ihren Bewohnern umzugehen. Das Gedicht könnte auch als Kommentar zur menschlichen Existenz gesehen werden, in dem Ringelnatz uns daran erinnert, dass wir alle „Spielzeug des lieben Gottes“ sind, vermutlich um uns an die Vergänglichkeit und Zerbrechlichkeit des Lebens zu erinnern.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Kind, spiele!“. Der Autor Joachim Ringelnatz wurde 1883 in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1931 zurück. Der Erscheinungsort ist Berlin. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 21 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 103 Worte. Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abgesehen von der Profitlüge“, „Abglanz“ und „Abschied von Renée“. Zum Autor des Gedichtes „Kind, spiele!“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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