Kauderwelscher Bettlerdank von Joachim Ringelnatz

Ich danke dir für Wasser, Wein und Speise,
Und ich bin froh, daß meine Sprache fremd
Hier ist. – Ein Bettler mit verlaustem Hemd
Will ich nur sein. Auf meiner Weiterreise
Träum ich davon, wie gut und leise
Du von der Schwelle nach der Küche gingst
Und – was ich weiß – wie rührend schön du singst.
Denn ich hab lange dich belauscht, bevor
Ich klingelte an deinem starren Tor.
 
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Du hast mich offnen Herzens angeblickt.
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Doch ich bemühe mich, mich zu verstellen.
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Du sollst nicht ahnen, wen und wie – –
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Himmlisch hast du mein Bettelherz erquickt!
 
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So ziehen eilig sanfte Wellen
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Vorbei; doch sie vergehen nie.
 
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Und eine Welle, die du selbst entsandtest
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Und die ich selber nie erkennen lerne,
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Bringt dir vielleicht aus einer fremden Ferne
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Den Dank zurück, den du an mir nicht fandest.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Kauderwelscher Bettlerdank“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
19
Anzahl Wörter
133
Entstehungsjahr
1929
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht ist „Kauderwelscher Bettlerdank“ von Joachim Ringelnatz. Der Autor zählt zu den bedeutenden Lyrikern der Weimarer Republik und war vor allem für seine humorvollen und grotesken Gedichte bekannt. Geboren wurde er am 7. August 1883 und starb am 17. November 1934.

Beim ersten Lesen fällt auf, dass der Text von einem Fremden erzählt, der anscheinend als Bettler von Ort zu Ort zieht, und seiner Dankbarkeit Ausdruck verleiht. Es wirkt melancholisch und wehmütig und zeigt zugleich eine tiefgreifende Verbundenheit mit der geschilderten Erfahrung.

Inhaltlich geht es um das lyrische Ich, das, scheinbar ein Vagabund oder Bettler, der Person dankt, die es aus Gastfreundschaft mit Wasser, Wein und Speise versorgt hat. Dieses Gedicht behandelt Themen wie Armut, Fremdheit und Dankbarkeit. Durch zahlreiche Details und Bildern wird eine tiefe Zuneigung und Dankbarkeit gegenüber der gastfreundlichen Person zum Ausdruck gebracht.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophe mit insgesamt 19 Versen. Die Strophen variieren in ihrer Länge von zwei bis neun Versen und das Versmaß ist unregelmäßig. Die Verwendung der ersten Person Singular bringt den Leser näher an die Gefühle und Erfahrungen des lyrischen Ichs und die Sprache ist bildhaft und emotional, mit zahlreichen Metaphern und Vergleichen.

Die Sprache des Gedichtes ist trotz seiner Thematik von einer poetischen Schönheit, die die Dankbarkeit und das Mitgefühl des Bittstellers zum Ausdruck bringt. Trotz der Not des lyrischen Ichs und seiner gesellschaftlichen Marginalisierung schafft es Ringelnatz, eine Atmosphäre der Würde und Menschlichkeit zu erzeugen, die zum Nachdenken und Reflektieren anregt. Das lyrische Ich zeigt eine komplexe Persönlichkeit und eine beeindruckende Fähigkeit zur Selbstreflexion und emotionalen Tiefe.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Kauderwelscher Bettlerdank“ des Autors Joachim Ringelnatz. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. Das Gedicht ist im Jahr 1929 entstanden. In Berlin ist der Text erschienen. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 133 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 19 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „Afrikanisches Duell“, „Alone“ und „Alte Winkelmauer“. Zum Autor des Gedichtes „Kauderwelscher Bettlerdank“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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