Kartoffelfeuer von Rudolf Lavant
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Mir trübt das Weltbild keine graue Brille. |
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Ich liebe sehr der Sommertage Schluß. |
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Ich liebe sehr die Klarheit und die Stille |
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Und der Oktobersonne warmen Kuß. |
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Und wenn am Rain die Hagebutten reifen |
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Und blaubehaucht die herben Schlehen stehn, |
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Dann muß ich meinem treuen Hunde pfeifen |
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Und querfeldein durch Wald und Fluren gehn. |
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Ich fahre nichts behaglich in die Scheuer, |
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Wenn sich das Jahr zu seinem Ende neigt, |
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Doch grüß ich freudig die Kartoffelfeuer, |
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Aus denen prasselnd eine Flamme steigt, |
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Und mit den muntern Buben möcht ich springen, |
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Die jubelnd sich um diese Feuer mühn, |
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Und ärmevoll die dürren Stauden bringen, |
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Die prasselnd sich zu weißer Asche glühn. |
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Im Rauch verschwinden ab und zu die Jungen, |
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Der aus den Lücken bricht des losen Baus, |
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Dazwischen lecken rote Feuerzungen, |
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Und schier bedrohlich sieht’s mitunter aus. |
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Inzwischen aber wühlt die flinke Hacke, |
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Die hurtig leer den warmen Boden macht, |
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Und sichtlich häuft der Segen sich im Sacke, |
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Den ernsten Blicks der weiße Spitz bewacht. |
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Mit einem Scherzwort trocknen von der Stirne, |
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Für Augenblicke rastend, sich den Schweiß |
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Der rüst’ge Mann, die fixe, ros’ge Dirne, |
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Denn reiche Ernte lohnt der Arbeit Fleiß. |
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Das muntre Bild verlockte mich zum Bleiben; |
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Am Saum des Ackers blieb ich lächelnd stehn, |
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Und teilnahmsvoll hab ich dem regen Treiben, |
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Dem Erntefest des Volkes, zugesehn. |
Details zum Gedicht „Kartoffelfeuer“
Rudolf Lavant
4
32
219
nach 1860
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das hier betrachtete Gedicht „Kartoffelfeuer“ stammt von dem Dichter Rudolf Lavant, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert lebte und schrieb. Damit ist das Gedicht der Epoche des Realismus zuzuordnen.
Auf den ersten Blick präsentiert das Gedicht ein sehr bildhaftes Porträt von ländlicher Arbeit und Freude, besonders im Herbst. Es betont die Schönheit und Zufriedenheit, die in der direkten Interaktion mit der Natur gefunden werden können.
Inhaltlich erzählt das lyrische Ich von seiner Liebe zur Stille, Klarheit und Schönheit der Natur, speziell im Herbst, wenn die Hagebutten reifen und er oft spazieren geht. Es schildert Freude an den Kartoffelfeuern, die das Ende eines Jahres symbolisieren und an der gemeinsamen Arbeit auf dem Feld. Hier werden Bilder von strahlenden Flammen, jubelnden Kindern und der lohnenden Ernte verwendet, um das Glück und die Ernte-Ergebnisse zu verdeutlichen. Es scheint, dass das lyrische Ich die Einfachheit und Authentizität des ländlichen Lebens über die Komplexität und Falschheit der modernen Welt schätzt.
Form und Sprache des Gedichts sind ziemlich klar und unverschnörkelt, was zu der Botschaft von Ehrlichkeit und Direktheit beiträgt. Jede Strophe besteht aus acht Versen, was dem Gedicht eine feste Struktur gibt. Die Sprache ist sehr malerisch und konkrete Bildworte wie „Kartoffelfeuer“, „prasselnd“, „Flamme“ oder „schier bedrohlich“ erwecken sofort bestimmte Vorstellungen und Gefühle beim Leser.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Kartoffelfeuer“ ein Gedicht ist, das die Freuden und Erfüllungen des ländlichen Lebens feiert. Es verherrlicht die Einfachheit der Natur und das Glück, das in harter Arbeit und reicher Ernte gefunden werden kann. Durch diese Themen und die klare, bildhafte Sprache steht es als Beispiel für die Epoche des Realismus.
Weitere Informationen
Rudolf Lavant ist der Autor des Gedichtes „Kartoffelfeuer“. 1844 wurde Lavant in Leipzig geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1860 und 1915. In Berlin ist der Text erschienen. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 219 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Die Gedichte „An unsere Feinde“, „An unsere Gegner“ und „An la belle France.“ sind weitere Werke des Autors Rudolf Lavant. Zum Autor des Gedichtes „Kartoffelfeuer“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 96 Gedichte vor.
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Zum Autor Rudolf Lavant sind auf abi-pur.de 96 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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