Kapitulation von Frank Wedekind

Was hilft mir der betrunkne Verstand!
Was helfen die schweren Glieder!
Sobald das Licht heruntergebrannt,
Kommen die Wanzen wieder!
 
Die Hypochondrie verendet im Wein
Wie Pharao im roten Meere;
Doch welche Flut will mir Retter sein
Gegen die Wanzenheere?!
 
Ich mache Licht und ich wälze mich
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Ächzend auf meiner Pritsche;
11 
Das ist die Stimmung – der Stolz entwich –
12 
Fluchend flücht’ ich zu Nietzsche …
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Kapitulation“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
62
Entstehungsjahr
1905
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht trägt den Titel „Kapitulation“ und wurde von dem deutschen Dichter und Dramatiker Frank Wedekind (1864 - 1918) verfasst. Die zeitliche Einordnung dieses Werks liegt im 19./20. Jahrhundert, genauer in der Epoche der Moderne bzw. des Fin de Siècle.

Bereits da Titel „Kapitulation“ führt zum ersten Eindruck vom Gedicht, dass es wahrscheinlich um Niederlage, Aufgabe oder Resignation geht. Es erscheint als Ausdruck von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit.

Das Gedicht teilt sich in drei Strophen mit jeweils vier Versen. Dabei geht es thematisch um ein lyrisches Ich, welches unter einer Belastung leidet, metaphorisch durch die Wanzen dargestellt. Das lyrische Ich entflieht der Realität durch Alkohol („betrunkner Verstand“), doch die Flucht ist nur temporär („Sobald das Licht heruntergebrannt, Kommen die Wanzen wieder“). Die Belastung kehrt immer wieder zurück und das lyrische Ich sieht sich machtlos gegenüber der „Wanzenheere“. Ein Ausweg oder Retter ist nicht in Sicht, was zur Kapitulation führt. Das lyrischer Ich flieht am Ende „fluchend zu Nietzsche“, was als letzter Ausweg aus dem Elend oder Suche nach Antworten in der Philosophie interpretiert werden kann.

In Bezug auf die literarischen Mittel zeigt sich in der Diktion dieses Gedichts der Realismus Wedekinds. Der Einsatz von Alltagssprache, harten und eindringlichen Metaphern wie die Wanzen, lässt das Elend des lyrischen Ichs real und greifbar erscheinen. Die realistische Darstellung und die direkte Anspielung auf die Krankheit der Hypochondrie verleihen dem Gedicht ebenfalls Authentizität.

Die Form des Gedichts ist ein regelmäßiger Vierzeiler bzw. Quartett, was eine gewisse Ordnung und Struktur verleiht. Allerdings steht diese strukturierte Form im Kontrast zu der thematisierten Verzweiflung und innerlichen Unordnung.

Zusammenfassend stellt das Gedicht „Kapitulation“ eine sehr direkte, realistische und schonungslose Darstellung von Verzweiflung und innerer Zerrissenheit dar. Es reflektiert die dunkle Seite des Bewusstseins, die durch keine Flucht befriedet oder rehabilitiert werden kann. Der Ausweg scheint in der Philosophie, vertreten durch Nietzsche, zu liegen, impliziert aber zugleich die Unfähigkeit des Individuums, aus eigener Kraft die Probleme zu lösen.

Weitere Informationen

Frank Wedekind ist der Autor des Gedichtes „Kapitulation“. Wedekind wurde im Jahr 1864 in Hannover geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1905 zurück. Der Erscheinungsort ist München. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Wedekind handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 62 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Frank Wedekind sind „Am Scheidewege“, „An Berta Maria, Typus Gräfin Potocka“ und „An Bruno“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Kapitulation“ weitere 114 Gedichte vor.

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