An der Gmoi’dszuga von Michel Buck
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Kotz Himmelbettschet, heu’t isch aber hoiß! |
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Heu’t käm s kalt Schneiderle seall noh in Schwoiß! |
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S springt älles, Ma’ und Weib und Roß und Kuah |
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Voar Duscht, so gschwind es ka’, der Zuga zua. |
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S Au’ziefer sumset um da Brunnatrog |
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Und Jörglis Spitz soust gierig au, dear Kog, |
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Statt daß er beallat und in d Spoicha beißt |
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Und a’verdanks de Weiber s Häs verreißt. |
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Dô sieht ma’ friedle ällz in Roiha soufa |
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Und hairt nu’ iabot oi’s derzwischet schnoufa. |
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Der Jörgle trinkt am Rauhr, es deucht a guat, |
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Und hebbt derweil gem linka’n Auhr da Huat, |
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Und sieba’n andre stauhnt schau’ hintram da’, |
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Aß möcht a jeder zaischta vonnana’. |
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Dia trücknet se und blôset mit de Backa |
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Und schoppet s Fazanaitle nôch in d Jacka. |
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Dô fährt der Lodaweaber d Heugaß rei’, |
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Schlät d Küahla, was er ka’ uff d Schnôrra nei’, |
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Dia aber rennet halt em Wasser zua |
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Und untram Waga leit dô s Jörgles Bua. |
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„Uijessesle, Mareia und Zant Anna’, |
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As hinter Rad, as ischt schau’ übrem danna’ |
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Da Buaba füri, wôlli unter s Rauhr! |
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Ear bluatat uß der Nas und au am Auhr. |
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O Büable, Büable, sag, wo thuats der waih?“ |
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Des aber geit koi’ Ghair und Zoicha maih, |
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Und d Ma’, dia hairt ma fluacha, d Weiber heina. |
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Doch Jörglesbour, dear schweigt und nimmt da Kleina |
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Und schwanzt a redle mit der Goißel a. |
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Dear Bua springt ouf und rennt da Flecka na. |
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Und s thuat am nix! So ischt amôl dui Raß: |
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Beißt oim a Goul a Gloich a, isch a Gspaß, |
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Der Schreiner leimts jô na’, und Jörglis Racker |
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Gôht, öb nix gscheah wär, wieder uff da’n Acker. |
Details zum Gedicht „An der Gmoi’dszuga“
Michel Buck
1
34
282
bis 1888
Realismus,
Naturalismus
Gedicht-Analyse
Mit „An der Gmoi’dszuga“ präsentiert der Autor Michel Buck, geboren am 26. September 1832 und gestorben am 15. September 1888, ein Werk in schwäbischer Mundart. Es lässt sich vom Kontext her in das 19. Jahrhundert und damit in die Epoche des Realismus einordnen.
Beim ersten Lesen fallt besonders die alemannische Mundart auf, die bestimmte Kenntnisse der regionalen Sprache erfordert. Es entsteht ein lebhaftes Bild eines heißen Sommertages auf dem Land, wo alle, ob Mensch oder Tier, eine Abkühlung suchen. Der Alltag wird aus der Perspektive des lyrischen Ichs dargestellt.
Vers 1 bis 4 drücken die Hitze des Tages aus und wie nahezu alle Wesen, sogar das Arbeitstier, sich nach Abkühlung sehnen. Im weiteren Verlauf des Gedichts werden alltägliche Szenen und Charaktere dargestellt, wie das „Au'ziefer“ (ein Wildtier, wahrscheinlich ein Storch) am Brunnen und Jörgles Hund, der statt zu bellen und zu beißen, auch nur trinken will.
Ein Unfall, bei dem Jörgles Kind unter das Rad einer Kutsche gerät, bringt Aufregung in das friedliche dörfliche Treiben. Doch der Junge scheint unversehrt und das Leben geht weiter - die Arbeit wartet. Diese Episode verdeutlicht, dass trotz einer Tragödie das Landleben weitergeht, was Italienisch-Ich mit einer gewissen Resilienz bemerkt.
Das Gedicht folgt keiner traditionellen Reimform, was vielleicht die Authentizität der dargestellten Szenen widerspiegelt. Die alemannische Mundart und die lebhaften, bildlichen Beschreibungen tragen zur Atmosphäre bei. Buck verwendet vermehrt Ausrufe und direkte Anreden, was dem Gedicht eine lebendige, fast gesprächige Stimmung verleiht.
Das Gedicht „An der Gmoi’dszuga“ ist ein lebendiger Schnappschuss des ländlichen Lebens im 19. Jahrhundert, eingefangen in der regionaltypischen Sprache und Darstellungsweise. Es vermittelt einen Einblick in die Ära und bietet eine realistische Darstellung dieses besonderen Moments in der Zeit. Trotz der Tragödie geht das Leben weiter - ein Paradebeispiel der realistischen Schreibweise im 19. Jahrhundert.
Weitere Informationen
Das Gedicht „An der Gmoi’dszuga“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Michel Buck. Buck wurde im Jahr 1832 in Ertingen, Oberamt Riedlingen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1888 entstanden. Der Erscheinungsort ist Stuttgart. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Realismus oder Naturalismus zugeordnet werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das 282 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 34 Versen mit nur einer Strophe. Die Gedichte „Auf die Beerdigung meines Schwähers“, „D Blockstrecker“ und „D Bäarasteachar“ sind weitere Werke des Autors Michel Buck. Zum Autor des Gedichtes „An der Gmoi’dszuga“ haben wir auf abi-pur.de weitere 56 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Michel Buck sind auf abi-pur.de 56 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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