Johannistrieb von Frank Wedekind

Lodernd Feuer in den Blicken,
In der Haltung stolze Ruh’;
Deines Hauptes leises Nicken
Winkt mir teure Gnade zu;
Ach, und deines Mundes Worte
Ziehn durch eine Siegespforte
Mir in Hirn und Busen ein –
Laß mich ganz dein eigen sein!
 
Siegsgewiß ist deine Haltung
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Von der Büste hoch und frisch
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Bis zur himmlischen Gestaltung
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Deines Füßchens unterm Tisch …
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Meine ganze Seele zittert
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Wie der Tiger, welcher wittert
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Fernher den an einen Pflock
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Angebundnen Ziegenbock.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Johannistrieb“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
74
Entstehungsjahr
1905
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Johannistrieb“ stammt von Frank Wedekind, einem deutschen Dramatiker, Schauspieler und Kabarettisten, der von 1864 bis 1918 lebte. Dies platziert das Gedicht in der Epoche des Naturalismus und des frühen Expressionismus.

Auf den ersten Blick handelt das Gedicht von Begehren und Leidenschaft. Dies wird deutlich durch die verwendeten Symbole und Metaphern, die auf animalische Triebe und eine starke Anziehungskraft hinweisen.

Im Inhalt beschreibt das lyrische Ich die Anziehung, die es für eine andere Person empfindet. Durch die Beschreibung der aufflammenden Augen, der stolzen Haltung und des Mundes dieser Person wird die Verehrung und das Herzklopfen des lyrischen Ichs spürbar. Die Worte der verehrten Person erscheinen wie ein Sieg und lassen das lyrische Ich nach Hingabe und vollständiger Zugehörigkeit verlangen.

In der zweiten Strophe wird die scheinbare Gewissheit des Triumphs der verehrten Person beschrieben, begleitet von einer himmlischen Darstellung. Die Reaktion des lyrischen Ichs darauf - ein Zittern, vergleichbar mit der Beuteerwartung eines Tigers - verdeutlicht wiederum die leidenschaftliche Anziehungskraft.

Die Form des Gedichts besteht aus zwei Strophen zu je acht Versen, die eine starke Struktur vermitteln. Die Sprache des Gedichts ist eindringlich, voll von starken Bildern und Metaphern, was den intensiven emotionalen Zustand des lyrischen Ichs unterstreicht. Der Vergleich des lyrischen Ichs mit einem Tiger, der eine Ziege erblickt, ist besonders auffällig und deutet auf das instinktive, fast animalische Verlangen hin, das das lyrische Ich empfindet. Das verbale Bild erzeugt eine sinnliche und lebendige Darstellung des Begehrens.

Das Gedicht offenbart somit den intensiven Kampf zwischen der Leidenschaft des lyrischen Ichs und der ruhigen, siegesgewissen Haltung der verehrten Person. Es ist ein lebendiges Porträt von Begehren und Verlangen, dargestellt in Wedekinds typisch deutlicher, eindringlicher Sprache.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Johannistrieb“ des Autors Frank Wedekind. Im Jahr 1864 wurde Wedekind in Hannover geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1905. In München ist der Text erschienen. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Wedekind handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 74 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Frank Wedekind ist auch der Autor für Gedichte wie „Altes Lied“, „Am Scheidewege“ und „An Berta Maria, Typus Gräfin Potocka“. Zum Autor des Gedichtes „Johannistrieb“ haben wir auf abi-pur.de weitere 114 Gedichte veröffentlicht.

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