Johannisnacht von Otto Ernst

Leuchtkäfer schwammen in der schweren Nacht,
Auf bleichem Rasen schliefen die Syringen;
Nur der Jasmin blieb wach und horchte still
Mit mondverklärten Augen einem Klingen.
 
Aus blauen Wipfeln sang die Nachtigall,
Ein Jauchzen war’s und jugendwildes Weinen.
Sie sang das Lied der jungen Sinnenkraft,
Das Lied, in dem sich Tod und Leben einen.
 
Und rückgesunk’nen Blicks, geschloss’nen Auges,
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Fühlt’ ich der Erde Schuld und Angst verwehn,
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Und alle, alle hab’ ich sie verstanden,
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Die frommen Sünden, die wir rein begehn.
 
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In bangen Schauern hab’ ich sie verstanden,
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Die süßen Sünden trunk’ner Lässigkeit,
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Die einst mit grassem Blick vor uns erstehen
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Als spätes, als erbarmungsloses Leid.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Johannisnacht“

Autor
Otto Ernst
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
109
Entstehungsjahr
1907
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Johannisnacht“ wurde von Otto Ernst, einem deutschen Schriftsteller, verfasst, der von 1862 bis 1926 lebte. Dies deutet darauf hin, dass es im späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert entstanden sein könnte, einer Zeit, in der Lyriker sich zunehmend von traditionellen Formen lösten und experimentellere Wege beschritten.

Auf den ersten Blick präsentiert das Gedicht eine stimmungsvolle, nächtliche Landschaft, die lebendig und emotional resonant ist. Es scheint eine enge Verknüpfung zwischen der Landschaft und den inneren Zuständen des lyrischen Ichs zu geben.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um das lyrische Ich, das in einer Sommernacht, bei Mondschein die Schönheit der Natur und gleichzeitig das Vergehen der Zeit und die Endlichkeit des menschlichen Lebens erfasst. Die Schönheit der Nachtigall, der Duft des Jasmins und die Erscheinung der Leuchtkäfer sind Metaphern für Vergänglichkeit und gleichzeitig für die Intensität des Lebens in der Gegenwart. Darüber hinaus reflektiert das lyrische Ich über die Erdenschuld und die „frommen Sünden“, ein Ausdruck, der auf eine Art ethisch-geistige Schuld anspielen könnte, die Teil des Menschseins ist.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen zu je vier Versen. Die Sprache ist bildhaft und poetisch, aber nicht so komplex, dass sie dem Verständnis im Wege stünde. Viele der Worte und Phrasen haben konnotative Bedeutungen, die in die interpretative Tiefe des Gedichts führen - etwa „mondverklärter Augen“, „jugendwildes Weinen“ oder „bangen Schauern“. Auch die personifizierten Pflanzen und Tiere erwecken das Gedicht zum Leben und geben ihm Emotion und Atmosphäre.

Im Schluss fasst das Gedicht eine menschliche Erfahrung zusammen: Die der simultanen Wahrnehmung der Schönheit und Vergänglichkeit des Lebens, der Freuden und der Leiden, und wie diese Erfahrungen schließlich zur Selbsterkenntnis führen. Es befasst sich mit den Themen Leben, Tod, Sünde und Vergebung in einer sehr menschlichen und nachvollziehbaren Weise.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Johannisnacht“ ist Otto Ernst. Im Jahr 1862 wurde Ernst in Ottensen bei Hamburg geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1907. Erschienen ist der Text in Leipzig. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das 109 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Otto Ernst ist auch der Autor für Gedichte wie „Chidhr“, „Das Gesicht der Wahrheit“ und „Der Einsame“. Zum Autor des Gedichtes „Johannisnacht“ haben wir auf abi-pur.de weitere 64 Gedichte veröffentlicht.

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