Johannis Chrysostomi Worte von Andreas Gryphius

DIe Königin’ ergrimm’t: Gedult kan überwinden.
Sie jagt mich auß der Stadt: deß HErren ist die Welt;
Sie schneidet / der Prophet / ward durch die Qual gefällt.
Sie hat das Meer; im Meer kan Jonas rettung finden.
Sie dreut mit Glutt: die nicht die Knaben könt entzünden.
Mit Löwen: Daniel wurd durch sie frey gestellt.
Mit Steinen: Stephanus drang so ins Himmels zelt.
Sie zuckt das Schwerdt; das vor den Täuffer kont entbinden.
Sie greifft nach meinem Gutt: Verlust ist mein Gewinn;
10 
Bloß kam ich auff die Welt / bloß fahr ich wieder hin.
11 
Sie schmäht: diß ist der Ruhm der Seelen die Gott lieben.
12 
Sie schlägt mein bitten auß: der Himmel nimmt es an.
13 
Sie wegert mir Verhör; itzt hört mich Jederman.
14 
Sie bann’t: Ich bin ins Buch deß Lebens eingeschrieben.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Johannis Chrysostomi Worte“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
132
Entstehungsjahr
1658
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das analysierte Gedicht „Johannis Chrysostomi Worte“ stammt von dem deutschen Barockdichter Andreas Gryphius, der von 1616 bis 1664 lebte. Daher kann das Werk dem so genannten Barockzeitalter zugeordnet werden, einer Epoche, die ein hohes Maß an weltlichem Pessimismus, Mystografie und auch die oft genannte Vergänglichkeit zeigt.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht recht anspruchsvoll, sowohl vom sprachlichen als auch vom inhaltlichen Standpunkt aus. Es enthält viele biblische Bezüge und Old Germanismen, die den Text für heutige Leser nicht so leicht zugänglich machen.

Das lyrische Ich im Gedicht ist offenbar mittels einer Personifikation der Königin unterdrückt, doch es versucht sich durch seinen Glauben an Gott über diese Unterdrückung zu erheben und sich davon zu befreien. Es nimmt die Verfolgung durch die Königin als Prüfungen und Herausforderungen, die es bestehen muss, und glaubt, dass Gott ihm durch das ganze Leid hindurch beisteht und ihn letztendlich sogar belohnt.

Inhaltlich gesehen thematisiert das Gedicht den Konflikt zwischen weltlicher Macht und spiritueller Kraft. Das lyrische Ich leidet unter der weltlichen Macht der Königin, aber der Glaube an Gott und das Loslassen materiellen Besitzes („Verlust ist mein Gewinn“) gibt ihm Stärke und Hoffnung. Dies könnte als Kritik am Materialismus und an der erbarmungslosen Ausübung von Macht durch weltliche Herrscher interpretiert werden.

Das Gedicht besteht aus vierzehn Versen und folgt keinem festen Reimschema. Die Sprache ist gehoben und altertümlich, voll von Metaphern und Anspielungen auf biblische Geschichten, die die tiefe Spiritualität und den Glauben des lyrischen Ichs unterstreichen.

Zusammengefasst ist „Johannis Chrysostomi Worte“ ein komplexes, spirituell geladenes Gedicht, das den Stand der Barockliteratur und Andreas Gryphius' Meisterhaftigkeit in der Lyrik beweist.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Johannis Chrysostomi Worte“ des Autors Andreas Gryphius. Der Autor Andreas Gryphius wurde 1616 in Glogau geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1658 zurück. Der Erscheinungsort ist Breßlau. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Barock zu. Gryphius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Literaturepoche des Barocks erstreckt sich über den Zeitraum von 1600 bis etwa 1720. Diesen Zeitraum kann man in drei Abschnitte unterteilen: Frühbarock, Hochbarock und Spätbarock. Die Literaturepoche des Barocks ist durch ein bedeutendes Ereignis geprägt, dem Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648. Durch die schlechten sanitären Bedingungen konnten sich Infektionskrankheiten schnell ausbreiten. Rund dreißig Prozent der Menschen kamen durch den Krieg und sich ausbreitenden Seuchen, wie etwa der Pest, ums Leben. Durch die massive Verminderung der Bevölkerung schwächte sich das wirtschaftliche Leben zunehmend ab. Der Barock in der deutschen Literaturgeschichte wurde von Gegensätzen geprägt. Dabei standen vorwiegend das Jenseits und das Diesseits oder der Schein und das Sein im Mittelpunkt der Literatur. Von Gegensätzen beeinflusst war auch das Leben der Menschen. So lebte die Mehrheit der Bevölkerung in Armut, Adelige hingegen lebten einen luxuriösen Lebensstil. In der vorausgegangenen Epoche (Renaissance) waren noch viele Dichtungen in lateinischer Sprache veröffentlicht worden. Mit dem Barock begann jedoch die Zeit der deutschsprachigen Literatur. Dichter und Werke sind zahlreich in dieser Zeit. Martin Opitz, Andreas Gryphius oder Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen sind unverkennbare Vertreter der Literaturepoche des Barocks.

Das 132 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe. Der Dichter Andreas Gryphius ist auch der Autor für Gedichte wie „An Gott den Heiligen Geist“, „An H. Christoph von Dihr“ und „An Jolinden“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Johannis Chrysostomi Worte“ weitere 463 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Andreas Gryphius

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Andreas Gryphius und seinem Gedicht „Johannis Chrysostomi Worte“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Andreas Gryphius (Infos zum Autor)

Zum Autor Andreas Gryphius sind auf abi-pur.de 463 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.