Jene kleinsten ehrlichen Artisten von Joachim Ringelnatz

Jener kleinsten, ehrlichen Artisten
Denk ich, die kein Ruhm belohnt,
Die ihr Dasein ärmlich, fleißig fristen,
Und in denen nur die Zukunft wohnt.
 
In Programmen stehen sie bescheiden,
Und das Publikum bleibt ihnen stumm.
Dennoch geben sie ihr Bestes und beneiden
Größre nicht. Und wissen nicht, warum.
 
Grober Dünkel drückt sie in die Ecken.
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Ihre Grenze ist der Rampenschein.
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Aber nachts vor kleinen Mädchen recken
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Sie sich auf in Künstlerschwärmerein.
 
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Die ihr bleiben sollt, wo wir begonnen,
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Mögt ihr ruhmlos sein und unbegabt,
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Doch euch tröstet: Uns ist viel zerronnen,
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Schönes, was ihr jetzt noch in euch habt.
 
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Ehrlichkeit ist Kunst und derart selten,
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Daß es wenig Wichtigeres gibt.
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Euer Schicksal wird euch reich vergelten,
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Daß ihr euer Schicksal habt geliebt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Jene kleinsten ehrlichen Artisten“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
121
Entstehungsjahr
1928
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Jene kleinsten ehrlichen Artisten“ ist von Joachim Ringelnatz, der von 1883 bis 1934 lebte, also in die Epoche der Weimarer Republik und auch den Anfang des Nationalsozialismus hinein. Ringelnatz ist vor allem für seine humorvollen und skurrilen Gedichte bekannt, dieses Gedicht weist jedoch einen eher ernsten und melancholischen Ton auf.

Der erste Eindruck, den das Gedicht vermittelt, ist eine tiefe Sympathie und Anerkennung für die „kleinsten, ehrlichen Artisten“, die, obwohl sie kaum Anerkennung oder Ruhm ernten, dennoch ihrer Arbeit mit Hingabe nachgehen und das Beste aus ihrem Dasein machen.

Inhaltlich setzt sich das Gedicht mit den Künstlern auseinander, die am Rande der Gesellschaft stehen, kaum Geld verdienen und keinen Ruhm erfahren, aber dennoch aus Leidenschaft und echter Hingabe zu ihrer Kunst stehen. Ringelnatz scheint in ihnen eine Authentizität und Unverfälschtheit zu sehen, die er wertschätzt.

Er stellt sie als bescheiden und unprätentiös dar. Sie kennen ihren Platz und beneiden die erfolgreicheren Künstler nicht. Sie werden von der Gesellschaft in die Ecke gedrängt, ihr Raum ist begrenzt, und doch streben sie mit voller Hingabe nach ihrer Kunst, besonders bei nächtlichen Auftritten vor kleinem Publikum.

In der vierten und fünften Strophe wendet sich das lyrische Ich direkt an diese Künstler und tröstet sie, indem es ihnen versichert, dass sie trotz ihres geringen Erfolgs einen inneren Wert haben, den andere verloren haben. Und schließlich macht das lyrische Ich den Künstlern Mut, indem es ihnen versichert, dass ihre Hingabe und Liebe zu ihrer Kunst sich eines Tages auszahlen wird.

In Bezug auf die Form besteht das Gedicht aus fünf vierzeiligen Strophen in einem regelmäßigen Versmaß und in Reimen, was ihm einen geordneten und harmonischen Rhythmus verleiht. Ringelnatz' Sprache ist klar und unverschnörkelt, aber dennoch eindringlich und mit starken Bildern versehen, die das Schicksal der Künstler in lebendigen Farben malen. Besonders bemerkenswert ist die Wertschätzung und Anerkennung, die Ringelnatz diesen unscheinbaren Künstlern entgegenbringt, indem er ihre Bescheidenheit, ihren Fleiß und ihre Authentizität betont.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Jene kleinsten ehrlichen Artisten“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. 1928 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 121 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Afrikanisches Duell“, „Alone“ und „Alte Winkelmauer“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Jene kleinsten ehrlichen Artisten“ weitere 560 Gedichte vor.

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