Jan Bart von Theodor Fontane

Jan Bart geht über den Vlissinger Damm.
„Hür’, Katrin, wi trecken tosamm;
En Huus, en Boot, ’ne Zieg’ un ’ne Kuh’,
Wat mienst, Katrin? sy miene Fru.“
 
Katrin an ihrem Friesrock zog:
„Ne, Jan, bist mi nich Mynherr ’noog.“
Der nickt und lacht: „Na, denn Adje.“
Und nach Frankreich geht er und sticht in See.
 
Matrose, Maat, so fängt er an,
10 
Auf der zweiten Reise: Steuermann,
11 
Auf der dritten: Leutnant unter Du Quesne,
12 
Auf der vierten: Flottenkapitän.
 
13 
Und als es mit England kommt zum Krieg,
14 
Wo Jan Bart erscheint, erscheint der Sieg;
15 
Wie stolz das britische Banner auch weh’,
16 
Jan Bart ist Herr und fegt die See.
 
17 
Heut aber tritt er vor seinen Herrn,
18 
Vor Louis quatorze. Der sieht ihn gern.
19 
„Willkommen, Jan Bart, in diesem Saal,
20 
Ich ernenn’ Euch zu meinem Groß-Admiral.“
 
21 
Jan Bart verneigt sich: „Majestät,
22 
Was klug und recht ist, kommt nie zu spät.“
23 
Alles starrt auf den König, der aber lacht, –
24 
Jan Bart hat sich wieder heim gemacht.
 
25 
Und am Vlissinger Damm, an alter Stell’,
26 
Sitzt wieder Katrin auf ihrer Schwell’,
27 
Ihren Ältesten hält sie bei der Hand,
28 
Der Jüngste liegt und spielt im Sand.
 
29 
Er grüßt sie lachend und noch einmal:
30 
„Katrin, ich bin nu Groß-Admiral,
31 
Katrin, w’rüm biste nich mit mi goahn?“
32 
„‚Joa, wenn ick’t wußt hätt, hätt’ ick’t doahn.‘“
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.2 KB)

Details zum Gedicht „Jan Bart“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
219
Entstehungsjahr
1847
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Jan Bart“ wurde von Theodor Fontane verfasst, einem der bekanntesten Vertreter des literarischen Realismus im 19. Jahrhundert.

Beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht einen Eindruck von einer einfachen, aber ergreifenden Geschichte. Es handelt von dem Fischer Jan Bart, der sich nach Ablehnung seiner Heiratsanfrage durch die junge Katrin dazu entschließt, zur See zu fahren und sein Glück zu versuchen.

Im Verlauf des Gedichts macht Jan Bart eine beeindruckende Karriere - von einem einfachen Matrosen steigt er bis zum Groß-Admiral auf. Doch trotz seines Ruhms und Reichtums zieht es Jan zurück zu seiner alten Liebe Katrin und seiner Heimat. Dies zeigt, dass materieller Erfolg und Ansehen nicht unbedingt Glück und Zufriedenheit bedeuten.

Die Sprache des Gedichts ist teilweise im niederdeutschen Dialekt gehalten, was dem Gedicht einen volkstümlichen Charakter verleiht. Der sprachliche Stil variiert: Im Gespräch zwischen Jan und Katrin äußert sich der einfache, ungebildete Dialekt der Fischer und Bauern, während die Konversation zwischen Jan und dem König in hochdeutscher Sprache gehalten ist. Dieser Wechsel spiegelt den sozialen Aufstieg Jans wider.

Inhaltlich setzt sich das Gedicht mit Themen wie Heimatliebe, sozialem Aufstieg und der Bedeutung von Glück auseinander. Es zeigt, dass wahres Glück oft in einfachen Dingen liegt - in diesem Fall in der Liebe und der Verbindung zur Heimat.

Die Form des Gedichts ist relativ einfach mit jeweils vierzeiligen Strophen. Es folgt kein festes Reimschema, und die Dichte rhythmischer und metrischer Muster variiert von Strophe zu Strophe. Dies könnte als Ausdruck der freien und unvorhersehbaren Natur des Lebens auf See interpretiert werden, in dem Jan Bart so erfolgreiche Karriere machte.

Schließlich zeigt „Jan Bart“ auf eindrucksvolle Weise, dass der Lebensweg eines einfachen Mannes voller Überraschungen sein kann und dass das Glück manchmal dort zu finden ist, wo man es am wenigsten erwartet.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Jan Bart“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Theodor Fontane. 1819 wurde Fontane in Neuruppin geboren. Im Jahr 1847 ist das Gedicht entstanden. In Stuttgart und Berlin ist der Text erschienen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Realismus zuordnen. Bei Fontane handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 8 Strophen und umfasst dabei 219 Worte. Der Dichter Theodor Fontane ist auch der Autor für Gedichte wie „An Emilie“, „An Lischen“ und „An Marie“. Zum Autor des Gedichtes „Jan Bart“ haben wir auf abi-pur.de weitere 214 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Theodor Fontane

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Theodor Fontane und seinem Gedicht „Jan Bart“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Theodor Fontane (Infos zum Autor)

Zum Autor Theodor Fontane sind auf abi-pur.de 214 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.