Ironische Landschaft von Klabund

Gleich einem Zuge grau zerlumpter Strolche,
Bedrohlich schwankend wie betrunkne Särge,
Gehn Abendwolken über jene Berge,
In ihren Lumpen blitzen rote Sonnendolche.
 
Da wächst, ein schwarzer Bauch, aus dem Gelände
Der Landgendarm, daß er der Ordnung sich beflisse,
Und scheucht mit einem bösen Schütteln seiner Hände
Die Abendwolkenstrolche fort ins Ungewisse.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.6 KB)

Details zum Gedicht „Ironische Landschaft“

Autor
Klabund
Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
51
Entstehungsjahr
1913
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht mit dem Titel „Ironische Landschaft“ wurde von Klabund verfasst, einem wichtigen Vertreter des literarischen Expressionismus in Deutschland, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts tätig war.

Auf den ersten Blick fällt die ungewöhnliche Beschreibung der Natur im Gedicht auf, die durch den Einsatz von starken und oft überraschenden Metaphern und Vergleichen gekennzeichnet ist. Diese Form der Ausdrucksweise verleiht der Landschaft eine menschliche und lebendige Qualität, die für den Expressionismus typisch ist.

Inhaltlich scheint das Gedicht ein Bild einer Landschaft in der Dämmerung zu zeichnen. Jedoch verwendet Klabund entmenschte und z.T. makabre Bilder, um die Stimmung einzufangen. In der ersten Strophe werden die Abendwolken als zerlumpte und bedrohlich schaukelnde Särge dargestellt, womit eine düstere und bedrohliche Stimmung erzeugt wird. In der zweiten Strophe wird die Landschaft als ein Landgendarm beschrieben. Hier wird das ursprüngliche Naturbild durch die Einbringung menschlicher Strukturen und autoritärer Ordnung unterbrochen.

Der ironische Ton des Titels wird im Gedicht selbst durch die Darstellung von Naturkräften durch menschenähnliche Gestalten fortgeführt. Das lyrische Ich scheint sich über die Versuche der Menschen zu amüsieren, die Ordnung der Natur zu kontrollieren.

Sprachlich ist das Gedicht durch die Verwendung lebendiger Metaphern und kraftvoller, oft grimmiger Bilder gekennzeichnet. Die Form des Gedichts ist recht streng, mit jeweils vier Versen pro Strophe und einem festen Reimschema. Diese traditionelle Form steht im Kontrast zu den unerwarteten und radikalen Bildern und Metaphern, die das Gedicht verwendet.

Zusammenfassend kann man sagen, dass „Ironische Landschaft“ ein typisch expressionistisches Werk ist. Es nutzt überzeichnete, kräftige Bilder und menschenähnliche Darstellungen der Natur, um auf augenzwinkernde Weise die Illusion menschlicher Kontrolle über die Natur zu hinterfragen. Es zeigt eine Spannung zwischen traditioneller Form und revolutionärem Inhalt, die für viele Werke dieser Epoche charakteristisch ist.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Ironische Landschaft“ des Autors Klabund. Der Autor Klabund wurde 1890 in Crossen an der Oder geboren. 1913 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 8 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 51 Worte. Der Dichter Klabund ist auch der Autor für Gedichte wie „Berliner Mittelstandsbegräbnis“, „Berliner in Italien“ und „Blumentag“. Zum Autor des Gedichtes „Ironische Landschaft“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 139 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Klabund (Infos zum Autor)

Zum Autor Klabund sind auf abi-pur.de 139 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.