In usum Delphini von Frank Wedekind

Nicht mit kalten Theorien
Stille das bewegte Blut!
Die besonnten Jahre fliehen,
Und gebrochen liegt dein Mut.
 
Reiß dich stracks zur Tiefe nieder!
Doppelt schön ist dein Geschick,
Steigst du neubegeistert wieder
Auf zum lichten Sonnenblick.
 
Öde schwindet dem das Leben,
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Der in langem Kuß verweilt,
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Bis dem zögernden Bestreben
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Stürmisch die Natur enteilt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „In usum Delphini“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
54
Entstehungsjahr
1905
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „In usum Delphini“ wurde von dem deutschen Schriftsteller Frank Wedekind verfasst, der zwischen 1864 und 1918 lebte. Er gilt als wichtiger Vertreter der literarischen Moderne, insbesondere in der Übergangsphase vom 19. zum 20. Jahrhundert.

Schon beim ersten Lesen des Gedichts wird deutlich, dass es sich um eine Aufforderung zur Lebendigkeit und Leidenschaft handelt, die sich gegen rein intellektuelle oder abstrakte Betrachtungsweisen des Lebens richtet.

Im ersten Vers spricht das lyrische Ich die Aufforderung aus, das Leben nicht durch „kalte Theorien“ zu betrachten, sondern die Bewegung und Hitze des Blutes zu spüren. Der Hinweis auf die fliehenden Jahre unterstreicht die Dringlichkeit dieser Botschaft. Es könnte eine Aufforderung an die Jugend oder eine allgemeine Ermahnung sein, das Leben in vollen Zügen zu genießen und nicht vom Weg der Leidenschaft abzukommen.

In der zweiten Strophe wird das lyrische Ich noch konkreter und fordert dazu auf, sich in die Tiefen des Lebens zu stürzen. Die Erwähnung des „neubegeisterten“ Wiederaufstiegs deutet darauf hin, dass nach jedem Niedergang auch ein Neuanfang möglich ist und dass das Leiden und die Herausforderungen des Lebens letztlich zu einer erfüllteren Existenz führen können.

Die Schlussstrophe unterstreicht schließlich die Wichtigkeit ständiger Bewegung und Veränderung. Wer zu lange im gleichen Zustand verharrt („in langem Kuß verweilt“), läuft Gefahr, dass ihm die Natur und das Leben enteilen.

In Bezug auf die Form des Gedichts hat Wedekind sich für ein klassisches Schema mit drei Strophen zu je vier Versen entschieden. Die schnörkellose, direkte Sprache unterstreicht die Dringlichkeit und Eindringlichkeit der Botschaft.

Insgesamt lässt sich das Gedicht „In usum Delphini“ von Frank Wedekind als eine leidenschaftliche Aufforderung zur aktiven und emotionalen Teilnahme am Leben lesen, die sich gegen eine allzu intellektuelle oder distanzierte Haltung wendet. Dabei gehört es zeitlich in die literarische Moderne, die durch eine zunehmende kritische Auseinandersetzung mit traditionellen Ideen und Denkmustern geprägt war.

Weitere Informationen

Frank Wedekind ist der Autor des Gedichtes „In usum Delphini“. 1864 wurde Wedekind in Hannover geboren. Im Jahr 1905 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist München. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Der Schriftsteller Wedekind ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 54 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Der Dichter Frank Wedekind ist auch der Autor für Gedichte wie „Abschied“, „Albumblatt“ und „Allbesiegerin Liebe“. Zum Autor des Gedichtes „In usum Delphini“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 114 Gedichte vor.

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