In einer Bataille von Friedrich Schiller
von einem Offizier
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Schwer und dumpfig |
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Eine Wetterwolke |
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Durch die grüne Ebne schwankt der Marsch. |
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Zum wilden eisernen Würfelspiel |
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Strekt sich unabsehlich das Gefilde, |
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Blicke kriechen niederwärts, |
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An die Rippen pocht das Männerherz, |
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Vorüber an holen Todengesichtern |
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Niederjagt die Front der Major, |
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Halt! |
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Und Regimenter fesselt das starre Kommando. |
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Lautlos steht die Front. |
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Prächtig im glüenden Morgenroth |
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Was blizt dorther vom Gebürge? |
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Seht ihr des Feindes Fahnen wehn? |
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Wir sehn des Feindes Fahnen wehn, |
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Gott mit euch Weib und Kinder. |
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Lustig! hört ihr den Gesang? |
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Trommelwirbel, Pfeiffenklang |
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Schmettert durch die Glieder |
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Wie braußt es fort im schönen wilden Takt! |
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Und braußt durch Mark und Bein. |
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Gott befohlen Brüder! |
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In einer andern Welt wieder. |
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Schon fleugt es fort wie Wetterleucht, |
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Dumpf brüllt der Donner schon dort |
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Die Wimper zukt, hier kracht er laut, |
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Die Losung braußt von Heer zu Heer, |
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Laß brausen in Gottes Namen fort, |
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Freier schon athmet die Brust. |
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Der Tod ist los – schon woogt sich der Kampf |
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Eisern im wolkigten Pulverdampf |
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Eisern fallen die Würffel. |
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Nah umarmen die Heere sich, |
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Fertig! heults von Ploton zu Ploton, |
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Auf die Kniee geworfen |
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Feur’n die Vordern, viele stehen nicht mehr auf, |
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Lücken reißt die streifende Kartetsche, |
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Auf Vormanns Rumpfe springt der Hintermann, |
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Verwüstung rechts und links und um und um, |
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Bataillone niederwälzt der Tod. |
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Die Sonn löscht aus – heiß brennt die Schlacht, |
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Schwarz brütet auf dem Heer die Nacht. |
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Gott befohlen Brüder! |
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In einer andern Welt wieder. |
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Hoch sprizt an den Nacken das Blut, |
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Lebende wechseln mit Toden, der Fuß |
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Strauchelt über den Leichnamen – |
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„Und auch du, Franz?“ – „„Grüße mein Lottchen Freund;““ |
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Wilder immer wüthet der Streit, |
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„Grüßen will ich“ – Gott! Kameraden! seht |
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Hinter uns wie die Kartetsche springt! |
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„Grüßen will ich dein Lottchen, Freund |
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„Schlummre sanft! wo die Kanone sich |
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„Heischer speit stürz ich Verlaßner hinein. |
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Hieher, dorthin schwankt die Schlacht, |
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Finstrer brütet auf dem Heer die Nacht, |
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Gott befohlen Brüder! |
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In einer andern Welt wieder! |
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Horch! was strampft im Galopp vorbei? |
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Die Adjutanten fliegen: |
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Dragoner rasseln in den Feind |
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Und seine Donner ruhen. |
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Victoria Brüder, |
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Schrecken reißt die faigen Glieder! |
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Und seine Fahne sinkt. |
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Entschieden ist die scharfe Schlacht, |
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Der Tag blikt siegend durch die Nacht! |
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Horch! Trommelwirbel, Pfeiffenklang |
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Stimmen schon Triumfgesang! |
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Lebt wohl ihr gebliebenen Brüder |
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In einer andern Welt wieder. |
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v. R. |
Details zum Gedicht „In einer Bataille“
Friedrich Schiller
15
73
373
1782
Sturm & Drang,
Klassik
Gedicht-Analyse
Dieses Gedicht trägt den Titel „In einer Bataille“ und wurde von Friedrich Schiller verfasst, einem bekannten Dichter der deutschen Klassik, der von 1759 bis 1805 lebte. Zeitlich ist es daher in der Epoche des Sturm und Drang bzw. der Klassik einzuordnen.
Bei der ersten Lektüre fällt auf, dass das Gedicht eine sehr dramatische und ernste Grundstimmung hat. Es stellt intensiv das Setting einer Schlacht dar und versetzt den Leser mitten ins Geschehen.
Inhaltlich handelt das Gedicht von Soldaten, die sich auf eine Schlacht vorbereiten und in den Kampf ziehen. Sie sehen dem Tod ins Auge und sagen ihren Kameraden mit dem Ausdruck „In einer andern Welt wieder“ auf unbestimmte Zeit Lebewohl. Während der Schlacht gibt es kraftvolle Beschreibungen von Tod, Verwüstung und Blutvergießen. Gegen Ende ergibt sich ein Wendepunkt: Der Feind wird besiegt und die Überlebenden feiern den Triumph, auch wenn sie ihre gefallenen Kameraden betrauern.
Die Erzählstimme des Gedichts – das lyrische Ich – könnte ein Teilnehmer an der Schlacht sein. Es bringt die Ängste, das Adrenalin und die Unberechenbarkeit der Kriegssituation zum Ausdruck. Insgesamt vermittelt das lyrische Ich die grausame Realität des Krieges und macht deutlich, dass das Leben im Krieg oft von der Willkür des Schicksals bestimmt ist.
Formal fällt auf, dass das Gedicht aus unterschiedlich vielen Strophen und Versen besteht. Der Wechsel zwischen kurzen und längeren Strophen könnte die Dynamik und Unberechenbarkeit einer Schlacht widerspiegeln. Die Sprache ist bildreich und emotionsgeladen. Durch die direkten Anreden und imperativen Aufforderungen wird eine gewisse Dramatik und Dringlichkeit erzeugt. Durch die Wiederholung der Abschiedsformel „In einer andern Welt wieder“ wird zudem der unentrinnbare Kreislauf von Leben und Tod im Krieg unterstrichen.
Weitere Informationen
Das Gedicht „In einer Bataille“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Friedrich Schiller. Geboren wurde Schiller im Jahr 1759 in Marbach am Neckar, Württemberg. 1782 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Stuttgart. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zu. Schiller ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.
Zwischen den Epochen Empfindsamkeit und Klassik lässt sich in den Jahren zwischen 1765 und 1790 die Strömung Sturm und Drang einordnen. Geniezeit oder zeitgenössische Genieperiode sind häufige Bezeichnungen für diese Literaturepoche. Die wesentlichen Merkmale des Sturm und Drang lassen sich als ein Auflehnen oder Rebellieren gegen die Aufklärung zusammenfassen. Das philosophische und literarische Leben in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und die Literatur sollten dadurch maßgeblich beeinflusst werden. Bei den Vertretern der Epoche des Sturm und Drang handelte es sich vorwiegend um Schriftsteller jüngeren Alters. Die Schriftsteller versuchten in den Gedichten eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die alten Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Dennoch wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die Epoche des Sturm und Drang endete mit der Hinwendung Schillers und Goethes zur Weimarer Klassik.
Zeitlich lässt sich die Weimarer Klassik mit Goethes Italienreise im Jahr 1786 und mit Goethes Tod 1832 eingrenzen. Zwei gegensätzliche Anschauungen hatten das 18. Jahrhundert bewegt. Die Aufklärung und die gefühlsbetonte Strömung Sturm und Drang. Die Weimarer Klassik ist eine Synthese dieser beiden Elemente. Das Zentrum der Weimarer Klassik lag in Weimar. Oft wird die Epoche auch nur als Klassik bezeichnet. Statt auf Widerspruch und Konfrontation wie noch in der Aufklärung oder im Sturm und Drang strebte die Klassik nach Harmonie. Die wichtigsten Werte sind Menschlichkeit und Toleranz. Die Klassik orientierte sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. Ziel der Literaturepoche der Klassik war es die ästhetische Erziehung des Menschen zu einer „charakterschönen“ Persönlichkeit zu forcieren. In der Lyrik haben die Autoren auf Gestaltungs- und Stilmittel aus der Antike zurückgegriffen. Beispielsweise war so die streng an formale Kriterien gebundene Ode besonders beliebt. Darüber hinaus verwendeten die Autoren jener Zeit eine gehobene, pathetische Sprache. Die bedeutenden Dichter der Weimarer Klassik sind: Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Johann Gottfried von Herder und Christoph Martin Wieland.
Das vorliegende Gedicht umfasst 373 Wörter. Es baut sich aus 15 Strophen auf und besteht aus 73 Versen. Der Dichter Friedrich Schiller ist auch der Autor für Gedichte wie „An den Frühling“, „An die Gesetzgeber“ und „An die Parzen“. Zum Autor des Gedichtes „In einer Bataille“ haben wir auf abi-pur.de weitere 220 Gedichte veröffentlicht.
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