In einem verlassenen Zimmer von Georg Trakl
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Fenster, bunte Blumenbeeten, |
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Eine Orgel spielt herein. |
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Schatten tanzen an Tapeten, |
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Wunderlich ein toller Reihn. |
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Lichterloh die Büsche wehen |
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Und ein Schwarm von Mücken schwingt |
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Fern im Acker Sensen mähen |
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Und ein altes Wasser singt. |
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Wessen Atem kommt mich kosen? |
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Schwalben irre Zeichen ziehn. |
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Leise fließt im Grenzenlosen |
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Dort das goldne Waldland hin. |
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Flammen flackern in den Beeten. |
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Wirr verzückt der tolle Reihn |
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An den gelblichen Tapeten. |
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Jemand schaut zur Tür herein. |
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Weihrauch duftet süß und Birne |
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Und es dämmern Glas und Truh. |
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Langsam beugt die heiße Stirne |
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Sich den weißen Sternen zu. |
Details zum Gedicht „In einem verlassenen Zimmer“
Georg Trakl
5
20
93
1913
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „In einem verlassenen Zimmer“ wurde von Georg Trakl verfasst, einem österreichischen Lyriker, der von 1887 bis 1914 lebte. Er wird der Epoche des Expressionismus zugeordnet, einer Kunstrichtung, die vor allem in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts präsent war.
Beim ersten Durchlesen des Gedichts fällt eine düstere und ungewöhnliche Atmosphäre auf, die Trakls für ihn typische melancholische Stimmung wiederspiegelt. Das verlassene Zimmer wirkt auf den ersten Blick leer und einsam, doch bei genauerer Betrachtung ist es voller Leben und Bewegung.
Im Inhalt des Gedichts werden sowohl das Innere dieses Zimmers beschrieben – das bunte Fenster, die Tapeten und eine orgelähnliche Melodie – als auch die Natur außerhalb, einschließlich blühender Büsche, fliegender Mücken und fernen Arbeiten in den Feldern. Das lyrische Ich fühlt sich von einer unbekannten Präsenz berührt und wahrnimmt das unendliche „goldene Waldland“. Schließlich nimmt er eine Figur wahr, die durch die Tür hereinschaut. Trakl schließt das Gedicht mit einer bildlichen Darstellung des Abends – dem Duft von Weihrauch und Birne, dem Dämmerlicht und der Anziehung der „weißen Sterne“.
Das lyrische Ich scheint auf eine geheimnisvolle und fast übernatürliche Weise mit seiner Umgebung verbunden zu sein. Es zeigt eine tiefe Verbundenheit mit der Natur und den zyklischen Prozessen des Lebens, des Todes und der Wiedergeburt.
Formal besteht das Gedicht aus fünf vierzeilige Strophen mit einem regelmäßigen Reimschema (Kreuzreim). Die Sprache ist sehr bildhaft und metaphorisch, voller symbolischer und ästhetischer Elemente. Die häufige Verwendung von Adjektiven und Adverbien erhöht die lebhafte und intensive Atmosphäre des Gedichts.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „In einem verlassenen Zimmer“ ein eindrucksvolles Beispiel für Trakls Fähigkeiten als Dichter ist, sowohl in seiner kühnen und innovativen Sprachverwendung als auch in seiner Fähigkeit, tiefe emotionale Zustände und komplexe geistige Landschaften zu evozieren. Die spezifische Umgebung und Stimmung, die er in seinem Gedicht erschafft, ist sowohl beunruhigend als auch faszinierend und spiegelt seine eigene innere Welt und seine Isolation wider.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „In einem verlassenen Zimmer“ des Autors Georg Trakl. Im Jahr 1887 wurde Trakl in Salzburg geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1913 entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Expressionismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Trakl handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 93 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Georg Trakl ist auch der Autor für Gedichte wie „Die Ratten“, „Die junge Magd“ und „Die schöne Stadt“. Zum Autor des Gedichtes „In einem verlassenen Zimmer“ haben wir auf abi-pur.de weitere 60 Gedichte veröffentlicht.
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