In ein altes Stammbuch von Georg Trakl

Immer wieder kehrst du Melancholie,
O Sanftmut der einsamen Seele.
Zu Ende glüht ein goldener Tag.
 
Demutsvoll beugt sich dem Schmerz der Geduldige
Tönend von Wohllaut und weichem Wahnsinn.
Siehe! es dämmert schon.
 
Wieder kehrt die Nacht und klagt ein Sterbliches
Und es leidet ein anderes mit.
 
Schaudernd unter herbstlichen Sternen
10 
Neigt sich jährlich tiefer das Haupt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „In ein altes Stammbuch“

Autor
Georg Trakl
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
57
Entstehungsjahr
1913
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht wurde von Georg Trakl, einem österreichischen Dichter, der dem Expressionismus zugeordnet wird, verfasst. Trakl lebte von 1887 bis 1914, daher ist das Gedicht in dieser Zeit einzuordnen.

Beim ersten Lesen fällt vor allem die melancholische und trübe Atmosphäre auf, eingefangen durch Begriffe wie „Melancholie“, „Wahnsinn“, „Nacht“ und „Sterbliches“.

Inhaltlich wird ein wiederkehrender Zyklus von Tages- und Nachtzeit, sowie Stimmungsschwankungen beschrieben. Zunächst wird vom lyrischen Ich die Rückkehr der Melancholie und eines „goldenen Tages“ erwähnt. Die zweite Strophe beschreibt geduldigen Umgang mit Schmerz und die beginnende Dämmerung. In der dritten Strophe kehrt die Nacht ein und bringt Klagen und Leiden mit sich. Die vierte Strophe rundet den Zyklus ab und benennt eine jährlich sich wiederholende, traurige Routine, gegen die das lyrische Ich sich hilflos und scheinbar resigniert fühlt.

In Bezug auf die Form lässt sich feststellen, dass das Gedicht aus vier Strophen besteht, wobei die ersten beiden Strophen jeweils drei Verse und die letzten beiden Strophen zwei Verse haben. Die unregelmäßige Struktur verstärkt den Ausdruck der Unruhe und des Ungleichgewichts, das durch das gedichtete Szenario erzeugt wird.

Die Sprache des Gedichts ist überwiegend bildhaft und metaphorisch. So steht „goldener Tag“ möglicherweise für eine kurze Phase des Glücks oder der Zufriedenheit, während „Nacht“ und „herbstliche Sterne“ für Dunkelheit, Kälte und damit für Negative Erlebnisse oder Phasen stehen könnten. „Schaudernd unter herbstlichen Sternen“ vermittelt ein Gefühl von Kälte und Unbehagen, „jährlich tiefer das Haupt neigen“ deutet auf sinkende Energie und Lebensmut hin.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Trakls Gedicht die Wiederkehr von Glück und Leid in einem menschlichen Leben, gefangen im unaufhörlichen Kreislauf von Tag und Nacht, beschreibt und die Ausdruckskraft expressionistischer Poesie demonstriert.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „In ein altes Stammbuch“ ist Georg Trakl. 1887 wurde Trakl in Salzburg geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1913 entstanden. In Leipzig ist der Text erschienen. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Expressionismus zu. Trakl ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 57 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 10 Versen. Der Dichter Georg Trakl ist auch der Autor für Gedichte wie „Abendlied“, „Abendmuse“ und „Allerseelen“. Zum Autor des Gedichtes „In ein altes Stammbuch“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 60 Gedichte vor.

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