In der Krankheit von Theodor Fontane

Brief an E.

Mein ganzes Zimmer riecht nach Wald,
Das machen die kiehnenen Tische,
Glaub mir, ich muß genesen bald
In dieser Harzesfrische.
 
Du bist noch kaum bei uns daheim
An unsres Kindes Bettchen,
Und sieh, schon sitzt ein muntrer Reim
Auf meinem Fensterbrettchen.
 
Er sitzt allda und schaut mich an
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Wie auf dem Felde die Lerchen
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Und singt: „Du hast ganz wohlgethan,
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Dich still hier einzupferchen.
 
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„Steh nur früh auf und schweif umher
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Und lache wie der Morgen,
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So wird dies grüne Waldesmeer
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Schon weiter für Dich sorgen.
 
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„Und schied’st Du doch zu dieser Frist,
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So thu es ohne Trauern,
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Das Leben, weil so schön es ist,
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Kann es nicht ewig dauern.“
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „In der Krankheit“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
111
Entstehungsjahr
1895
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „In der Krankheit“ wurde von Theodor Fontane, einem deutschen Schriftsteller und Dichter des 19. Jahrhunderts, verfasst. Als prominenter Vertreter des Realismus in der deutschen Literatur war Fontanes Leben zwischen 1819 und 1898 zeitlich etwa in der Mitte des 19. Jahrhunderts anzusiedeln.

Als erster Eindruck kann das Gedicht als Positivausdruck und Trotzhaltung gegenüber Krankheit interpretiert werden. Es vermittelt auch eine Nähe zur Natur und zur Schönheit des Lebens.

Das lyrische Ich berichtet von seinem Zimmer, das durch die Ausdünstungen der Holzmöbel nach Wald riecht - als Zeichen für Erneuerung, Leben und Gesundheit. Das lyrische Ich erwartet eine baldige Genesung in dieser Umgebung. In der zweiten Strophe gibt das lyrische Ich seine Freude über einen neuen Reim – und somit einen kreativen Durchbruch – zum Ausdruck, der am Fensterbrett sitzt. Es scheint, als würde die Kreativität das lyrische Ich beleben. In den folgenden Strophen ermutigt das lyrische Ich sich selbst zum Optimismus, zur Freude und dazu, sich dem Fluss des Lebens hinzugeben, sogar wenn dies den Tod beinhalten würde.

In Bezug auf die Form des Gedichts folgt es einer regulären Struktur von vierzeiligen Strophen. Dies erzeugt ein Gefühl der Ordnung und Regelmäßigkeit, das ironischerweise dem chaotischen und unvorhersehbaren Charakter der Krankheit gegenübersteht. Die Sprache des Gedichts ist direkt und unprätentiös, was typisch für Fontanes realistischen Stil ist. Sie enthält auch bildliche Ausdrücke und Metaphern, wie das „grüne Waldesmeer“ als Symbol für Leben und Erneuerung oder das Bild des Reims, der auf dem Fensterbrett sitzt, als Verkörperung von Kreativität und Schreibprozess.

Zusammenfassend kann das Gedicht als positive Reaktion auf Krankheit und Tod interpretiert werden, in der das lyrische Ich die Schönheit des Lebens feiert und den Prozess des Alterns und Sterbens als unvermeidlichen Teil des Lebens akzeptiert.

Weitere Informationen

Das Gedicht „In der Krankheit“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Theodor Fontane. Im Jahr 1819 wurde Fontane in Neuruppin geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1895 entstanden. In Stuttgart und Berlin ist der Text erschienen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Realismus zuordnen. Der Schriftsteller Fontane ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 111 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Theodor Fontane ist auch der Autor für Gedichte wie „Auf der Treppe von Sanssouci“, „Ausgang“ und „Barbara Allen“. Zum Autor des Gedichtes „In der Krankheit“ haben wir auf abi-pur.de weitere 214 Gedichte veröffentlicht.

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