In der Kapelle St. Wenzels von Rainer Maria Rilke
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Alle Wände in der Halle |
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voll des Prachtgesteins; wer wüßte |
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sie zu nennen: Bergkristalle, |
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Rauchtopase, Amethyste. |
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Zauberhell wie ein Mirakel |
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glänzt der Raum im Lichtgetänzel, |
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unterm goldnen Tabernakel |
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ruht der Staub des heilgen Wenzel. |
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Ganz von Leuchten bis zum Scheitel |
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ist die Kuppel voll, die hohle; |
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und der Goldglast sieht sich eitel |
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in die gelben Karneole. |
Details zum Gedicht „In der Kapelle St. Wenzels“
Rainer Maria Rilke
3
12
56
nach 1891
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „In der Kapelle St. Wenzels“ wurde von dem berühmten österreichischen Dichter Rainer Maria Rilke verfasst, der von 1875 bis 1926 lebte. Rilke wird oft dem Spätimpressionismus zugerechnet, seine Werke weisen allerdings auch Elemente des Symbolismus und Expressionismus auf.
Auf den ersten Eindruck erfasst das Gedicht eine erhabene Atmosphäre, die von Pracht und Glanz geprägt ist. Rilke malt ein atemberaubendes Bild einer kunstvoll verzierten Kapelle, indem er die glänzenden Edelsteine und das Lichterspiel im Raum beschreibt.
Inhaltlich handelt das Gedicht von der prachtvollen Gestaltung der Kapelle St. Wenzels. Das lyrische Ich ist beeindruckt von der Vielfalt und Schönheit an Edelsteinen, die die Wände schmücken. Das vermittelte Bild ist eines der strahlenden Pracht und göttlichen Heiligkeit, intensiviert durch das „Lichtgetänzel“. Die Anwesenheit von Heiligkeit wird in der zweiten Strophe durch den Verweis auf den „Staub des heilgen Wenzel“ unter dem goldenen Tabernakel ausgedrückt. Das lyrische Ich scheint vom Überfluss an Pracht und Schönheit sowie der spürbaren Heiligkeit fasziniert und überwältigt zu sein.
Das Gedicht besteht aus drei vierzeiligen Strophen in einer sauberen Reimform (abcb), was einen melodischen Fluss erzeugt. Rilke verwendet bildhafte und kunstvolle Sprache, um die Szene zu malen. Besonders auffällig ist sein Gebrauch von farbenprächtigen und luxuriösen Begriffen wie „Bergkristalle“, „Rauchtopase“, „Amethyste“, „goldenen Tabernakel“, um die Schönheit und Erhabenheit der Kapelle zu schildern. Auch das Licht, das in seinen verschiedensten Qualitäten (Zauberglänzen, Lichtgetänzel, Leuchten) als Element immer wieder auftaucht, spielt eine wichtige Rolle für die atmosphärische Gestaltung.
Insgesamt offenbart das Gedicht Rilkes Bewunderung für die Kapelle St. Wenzels sowie den Einfluss von Religion und Kunst auf ihn. Es spiegelt auch Rilkes Fähigkeit wider, komplexe Gefühle und atmosphärische Wahrnehmungen durch sorgfältig ausgewählte und kunstvolle Sprache auszudrücken.
Weitere Informationen
Das Gedicht „In der Kapelle St. Wenzels“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Rainer Maria Rilke. Der Autor Rainer Maria Rilke wurde 1875 in Prag geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1891 und 1926. Erscheinungsort des Textes ist Frankfurt am Main. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 56 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Die Gedichte „Am Kirchhof zu Königsaal“, „Am Rande der Nacht“ und „An Julius Zeyer“ sind weitere Werke des Autors Rainer Maria Rilke. Zum Autor des Gedichtes „In der Kapelle St. Wenzels“ haben wir auf abi-pur.de weitere 338 Gedichte veröffentlicht.
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