In der Fremde von Heinrich Heine
1 |
1. |
|
|
2 |
Es treibt dich fort von Ort zu Ort, |
3 |
Du weißt nicht mal warum; |
4 |
Im Winde klingt ein sanftes Wort, |
5 |
Schaust dich verwundert um. |
|
|
6 |
Die Liebe, die dahinten blieb, |
7 |
Sie ruft dich sanft zurück: |
8 |
O komm zurück, ich hab dich lieb, |
9 |
Du bist mein einz'ges Glück! |
|
|
10 |
Doch weiter, weiter, sonder Rast, |
11 |
Du darfst nicht stillestehn; |
12 |
Was du so sehr geliebet hast, |
13 |
Sollst du nicht wiedersehn. |
|
|
14 |
2. |
|
|
15 |
Du bist ja heut so grambefangen, |
16 |
Wie ich dich lange nicht geschaut! |
17 |
Es perlet still von deinen Wangen, |
18 |
Und deine Seufzer werden laut. |
|
|
19 |
Denkst du der Heimat, die so ferne, |
20 |
So nebelferne dir verschwand? |
21 |
Gestehe mir's, du wärest gerne |
22 |
Manchmal im teuren Vaterland. |
|
|
23 |
Denkst du der Dame, die so niedlich |
24 |
Mit kleinem Zürnen dich ergötzt? |
25 |
Oft zürntest du, dann ward sie friedlich, |
26 |
Und immer lachtet ihr zuletzt. |
|
|
27 |
Denkst du der Freunde, die da sanken |
28 |
An deine Brust, in großer Stund'? |
29 |
Im Herzen stürmten die Gedanken, |
30 |
Jedoch verschwiegen blieb der Mund. |
|
|
31 |
Denkst du der Mutter und der Schwester? |
32 |
Mit beiden standest du ja gut. |
33 |
Ich glaube gar, es schmilzt, mein Bester, |
34 |
In deiner Brust der wilde Mut! |
|
|
35 |
Denkst du der Vögel und der Bäume |
36 |
Des schönen Gartens, wo du oft |
37 |
Geträumt der Liebe junge Träume, |
38 |
Wo du gezagt, wo du gehofft? |
|
|
39 |
Es ist schon spät. Die Nacht ist helle, |
40 |
Trübhell gefärbt vom feuchten Schnee. |
41 |
Ankleiden muß ich mich nun schnelle |
42 |
Und in Gesellschaft gehn. O weh! |
|
|
43 |
3. |
|
|
44 |
Ich hatte einst ein schönes Vaterland. |
45 |
Der Eichenbaum |
46 |
Wuchs dort so hoch, die Veilchen nickten sanft. |
47 |
Es war ein Traum. |
|
|
48 |
Das küßte mich auf deutsch, und sprach auf deutsch |
49 |
(Man glaubt es kaum, |
50 |
Wie gut es klang) das Wort: "Ich liebe dich!" |
51 |
Es war ein Traum. |
Details zum Gedicht „In der Fremde“
Heinrich Heine
15
51
279
nach 1831
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das gesuchte Gedicht ist „In der Fremde“ von Heinrich Heine, einem der bekanntesten deutschen Dichter des frühen 19. Jahrhunderts. Heine lebte von 1797 bis 1856, weshalb wir das Gedicht in die Epoche der Romantik einordnen können.
Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht traurig und melancholisch. Das lyrische Ich scheint verloren und einsam zu sein und zu versuchen, mit den Erinnerungen an die Vergangenheit zurechtzukommen.
Inhaltlich geht es in dem Gedicht um das Gefühl des Fremdseins, das Vermissen der Heimat und das Zurückgelassene. Das lyrische Ich ist auf der Suche nach einem Ort, an dem es sich zu Hause fühlt, und wird dabei von der Sehnsucht nach der verlorenen Heimat getrieben. Die eine Anrufung der Liebe und Personen aus der Vergangenheit könnte auf verlorene Beziehungen hindeuten. Gegen Ende des Gedichts werden diese Erinnerungen als Traum bezeichnet, eine weitere Hinweis auf das Thema der Verlustes und Sehnsucht.
Formal besteht das Gedicht aus 15 Strophen, wobei sich die Anzahl der Verse innerhalb der Strophen ändert. Die Abweichung vom klassischen Strophen- und Versschema deutet auf die Emotionen des lyrischen Ichs hin, die ebenso wenig geordnet und klar sind. Die Sprache ist eher schlicht und nicht übermäßig verziert, was den melancholischen und nüchternen Tenor des Gedichts unterstreicht.
Im Hinblick auf die Thematik des Gedichts könnte man es als Ausdruck der Gefühle Heines interpretieren, die er während seines Exils in Frankreich empfand. Damit könnte das Gedicht als eine Art Kommentar auf die politische Situation seiner Zeit gelesen werden. Doch über die politische Ebene hinaus spricht „In der Fremde“ universelle Gefühle des Vermissens, des Heimwehs und der Sehnsucht an, die viele Menschen in ähnlichen Situationen erfahren.
Weitere Informationen
Das Gedicht „In der Fremde“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Heine. Im Jahr 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1831. Erschienen ist der Text in Hamburg. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 279 Wörter. Es baut sich aus 15 Strophen auf und besteht aus 51 Versen. Die Gedichte „Altes Lied“, „Am Golfe von Biskaya“ und „Am Kreuzweg wird begraben“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Heine. Zum Autor des Gedichtes „In der Fremde“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 535 Gedichte vor.
+ Mehr Informationen zum Autor / Gedicht einblenden.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Heinrich Heine
Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Heinrich Heine und seinem Gedicht „In der Fremde“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.
- Heine, Heinrich - Träumereien I (Gedichtinterpretation)
- Heine, Heinrich - Deutschland. Ein Wintermärchen (historischer Hintergrund & Analyse)
- Heine, Heinrich - Lyrisches Intermezzo (Gedichtinterpretation)
- Heine, Heinrich - Nachtgedanken (Gedichtinterpretation)
- Heine, Heinrich - Deutschland. Ein Wintermärchen (Gedichtinterpretation)
Weitere Gedichte des Autors Heinrich Heine (Infos zum Autor)
- Abenddämmerung
- Ach, die Augen sind es wieder
- Ach, ich sehne mich nach Thränen
- Ach, wenn ich nur der Schemel wär’
- Ahnung
- Allnächtlich im Traume seh’ ich dich
- Almansor
- Als ich, auf der Reise, zufällig
- Alte Rose
- Altes Lied
Zum Autor Heinrich Heine sind auf abi-pur.de 535 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
Freie Ausbildungsplätze in Deiner Region
besuche unsere Stellenbörse und finde mit uns Deinen Ausbildungsplatz
erfahre mehr und bewirb Dich direkt