In allen Zonen von Rudolf Lavant
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Wer eine Flotte sich geleistet hat, |
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Der muß sie auch naturgemäß verwenden; |
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Es wäre doch charakterlos und matt, |
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Sie nicht bald da-, bald dorthin zu versenden. |
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Wird obstinat die Negerrepublik, |
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Wagt gegen Deutschland sie die Hand zu schwingen, |
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So schlägt die Panzerfaust sie ins Genick, |
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Und zur Raison wird man Haiti bringen. |
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Ist der Chinese frech und arrogant, |
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Wird mit Kanonen man den Text ihm lesen; |
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Man nimmt die ganze Sache in die Hand |
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Und Waldersee, der zwiebelt die Chinesen. |
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Venezuela zeigt sich renitent |
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Und will mit Deutschland einen Tanz riskieren, |
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Weil es die deutsche Panzerfaust nicht kennt – |
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Doch seinen Castro werden wir kastrieren. |
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So wird Respekt den Schwachen beigebracht, |
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Die sich an uns voll Übermut vergangen. |
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Wenn Deutschland damit nicht beliebt sich macht, |
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Wird zur Beliebtheit niemals es gelangen. |
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Das ist das beste Mittel, das es gibt, |
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Und daran nur hat es gefehlt bis heute, |
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Denn bei den Starken sind wir längst beliebt |
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Als äußerst friedliche, bescheidne Leute. |
Details zum Gedicht „In allen Zonen“
Rudolf Lavant
6
24
159
nach 1860
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht „In allen Zonen“ stammt von dem Dichter Rudolf Lavant, der von 1844 bis 1915 lebte. Somit kann das Gedicht in die späte Phase des 19. Jahrhunderts und in die vorkonfliktive Phase des Ersten Weltkriegs zeitlich eingeordnet werden.
Auf den ersten Blick fällt eine satirische, fast zynische Darstellung von nationaler Machtpolitik auf, die auf militärischer Stärke und Überlegenheit basiert. In verspottender Manier wird hier der Umgang von Deutschland mit anderen Ländern skizziert.
Inhaltlich setzt sich das lyrische Ich mit der militärischen Dominanz Deutschlands auseinander und legt dar, dass es notwendig sei, diese zu nutzen, um andere Länder, insbesondere die schwächeren, zu 'erziehen'. Dabei wird eine Reihe von Ländern und deren angeblich ungebührliches Verhalten gegenüber Deutschland aufgelistet: Haiti, China und Venezuela. Durch Ironie und Sarkasmus wird die aggressive Außenpolitik und das 'faire Verhalten' von Deutschland karikiert. Vermutlich soll hier kommentiert und Kritik geübt werden an der imperialistischen Politik, die Deutschland in dieser Zeit verfolgte.
Auffällig ist die gereimte Vierzeilerform der sechs Strophen, die typisch für viele Formen des volkstümlichen Liedgutes und der Satire ist. Die Sprache ist direkt, einfach und auf humorvolle Art-pointiert – ganz in Manier der Satire. Spezifische Wendungen wie „Waldersee, der zwiebelt die Chinesen“ oder „seinen Castro werden wir kastrieren“ verleihen dem Gedicht trotz des ernsten Themas einen humoristischen Unterton.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht eine ironisch-kritische Auseinandersetzung mit der Außenpolitik Deutschlands zur damaligen Zeit darstellt. Lavant nutzt pointierte und volksnahe Sprache, um auf humorvolle Weise ein ernstes Thema zu behandeln und damit möglicherweise ein breiteres Publikum anzusprechen.
Weitere Informationen
Rudolf Lavant ist der Autor des Gedichtes „In allen Zonen“. Der Autor Rudolf Lavant wurde 1844 in Leipzig geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1860 und 1915. In Berlin ist der Text erschienen. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 159 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Rudolf Lavant sind „An die alte Raketenkiste“, „An unsere Feinde“ und „An unsere Gegner“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „In allen Zonen“ weitere 96 Gedichte vor.
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Weitere Gedichte des Autors Rudolf Lavant (Infos zum Autor)
- Agrarisches Manifest
- An Herrn Crispi
- An das Jahr
- An den Herrn Minister Herrfurth Exzellenz
- An den Kladderadatsch
- An die Frauen
- An die alte Raketenkiste
- An unsere Feinde
- An unsere Gegner
- An la belle France.
Zum Autor Rudolf Lavant sind auf abi-pur.de 96 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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