In Zwickau war ich von Joachim Ringelnatz

Wenn ich Geld hätte
In unermeßlichen Haufen,
Würde ich die beiden Städte
Paris und Zwickau mir kaufen.
Ich weiß, auch in Zwickau wohnen
Entzückende Personen.
Die würde ich verschonen.
Die verkaufen sowieso sich nicht,
Und sie haben auch keine Pariauer,
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Kein Zwickser Gesicht.
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Alles andre würde ich erwerben,
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Paris aber gleich zurückgeben,
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Nur darin leben,
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Dann in Zwickau sterben
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An Zwergrattengift
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Mit dem Ausruf: „Was Zwickau betrifft,
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O du schönes Ludwigslust in Mecklenburg!“
 
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Lokomotivenrauch trug unsere Blues
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Ins alte Erzgebirge und verstreute
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Häßlichen Ruß
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An Holz und Stein und arme Leute,
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Unsern Passantengruß.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „In Zwickau war ich“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
22
Anzahl Wörter
93
Entstehungsjahr
1928
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht trägt den Titel „In Zwickau war ich“ und stammt von dem deutschen Schriftsteller Joachim Ringelnatz, der in der Zeit der Weimarer Republik tätig war. Das exakte Entstehungsdatum des Gedichts ist nicht angegeben, jedoch kann es aufgrund des Lebensdatums des Autors in das erste Drittel des 20. Jahrhunderts eingeordnet werden.

Auf den ersten Blick fällt auf, dass das lyrische Ich in diesem Gedicht einen besonderen Bezug zu den Städten Paris und Zwickau offenbart. Der Wunsch, im Idealfall sogar beide Städte zu besitzen, deutet auf eine starke emotionale Bindung hin, welche der Dichter in humorvoller und leicht ironischer Weise zum Ausdruck bringt.

Inhaltsmäßig beschreibt das Gedicht eine fantasievolle Vorstellung des lyrischen Ichs: Wäre es vermögend, würde es sich Paris und Zwickau kaufen. Während es Paris sogleich wieder abgeben und nur darin leben würde, würde es nach eigenem Bekunden in Zwickau sterben wollen. Interessanterweise erwähnt das lyrische Ich, dass in Zwickau „entzückende Personen“ wohnen, die es verschonen würde - wobei hier offen bleibt, ob diese Personen sich mit dem Dichter identifizieren oder gar seine Bewunderung gewonnen haben. Der abschließend geäußerte Ausruf betont die Wertschätzung für Zwickau und gleichzeitig für Ludwigslust in Mecklenburg, das als Parallele ins Spiel gebracht wird.

In Form und Sprache zeigt das Gedicht eine lockere, humorvoll-spielerische Tonalität, die typisch für Ringelnatz' Stil ist. Der Versbau ist frei und nicht durch strenge Reime und Metren gebunden. Es finden sich auch Anspielungen auf Ortsbezeichnungen und die damalige Alltagssprache.

Zusammenfassend interpretiert, lässt sich sagen, dass das Gedicht eine Art heitere Hommage an Zwickau und Paris ist, in der Ringelnatz seine Wertschätzung für diese Orte mit humorvoller Ironie zum Ausdruck bringt. Gleichzeitig lassen die Ausrufe und Zahlenspiele ein hohes Maß an künstlerischer Freiheit erkennen, was das Gedicht auch zu einem Spiel mit den Möglichkeiten der Sprache macht.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „In Zwickau war ich“ ist Joachim Ringelnatz. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1928 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 22 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 93 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „Abglanz“, „Abschied von Renée“ und „Abschiedsworte an Pellka“. Zum Autor des Gedichtes „In Zwickau war ich“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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