Immer wieder Fasching von Joachim Ringelnatz
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Wenn der Fasching kommt, wird viel verboten. |
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Aber manches wird auch andrerseits erlaubt. |
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Dann wird nicht nur Dienstboten, |
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Nein auch Fürstenhäusern entstammten |
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Damen oder Frauen von Beamten |
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Die Unschuld geraubt. |
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Jeder läßt was springen. |
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Viel ist los. |
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Und vor allen Dingen |
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Beine und Popos. |
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Wenn sich Masken noch einmal verhüllen |
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Mit Phantastik, Seide, Samt und Tüllen, |
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Zeigt sich sehr viel Fleisch und sehr viel Schoß. |
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Daß wir, eh’ wir heimwärtsschwanken, |
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Unsern steifen Hut zerknüllen |
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Im Gedanken: |
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Hätten wir die Hälfte bloß! |
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Also brechen wir auf! |
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Ach nein, bleiben wir noch, |
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Bis an ein Loch. |
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Schließlich löst sich alles doch |
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In Papier auf. |
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Man vertrollt sich lärmlich, |
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Wendet sich erbärmlich, |
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Jedermann ein abgesetzter Held. |
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Draußen Sturm. Es hetzen |
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Über Dächer kalte Wolkenfetzen |
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Unterm Mond. Wir setzen |
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Uns ins Auto, fröstelnd vor dem letzten Geld. |
Details zum Gedicht „Immer wieder Fasching“
Joachim Ringelnatz
6
29
133
1928
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Immer wieder Fasching“ von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettist, der von 1883 bis 1934 lebte, ist eine humorvolle und gleichzeitig kritische Reflexion über das närrische Treiben zur Faschingszeit.
Auf den ersten Blick mag das Gedicht wie eine ausgelassene Beschreibung der Feierlichkeiten wirken, doch es offenbart bei genauerem Hinsehen eine eher ernüchternde Sicht auf die Faschingszeit. Ringelnatz beleuchtet das wilde Feiern, die sexuelle Freizügigkeit und das Vergessen der gesellschaftlichen Normen und Hierarchien, die dieser Zeit innewohnen. Er stellt dabei jedoch heraus, dass dieses Ausbrechen aus dem Alltag nur vorübergehend ist und im Endeffekt sowohl für die Oberschicht als auch für das einfache Volk mit dem Fasching endet und alle wieder in ihre regulären Rollen zurückkehren, oft noch ärmer als zuvor.
Mit Blick auf die Form und die verwendete Sprache dieses Gedichtes lässt sich sagen, dass es in einem locker und umgangssprachlichen Stil verfasst ist. Es besteht aus sechs Strophen mit vier bis sechs Versen, die keinen festen Reimschema folgen. Die Verwendung von Anspielungen, sowie Zeit- und Kritikbezeichnungen sind auffällig, um das gesellschaftskritische Element des Gedichts hervorzuheben. Ein Beispiel dafür ist das „letzte Geld“ am Ende des Gedichts, was auf die finanzielle Belastung durch den Fasching hinweist.
Insgesamt bietet Ringelnatz' Gedicht sowohl eine humorvolle als auch eine kritische Perspektive auf die Faschingszeit, indem es die vorübergehende Aussetzung gesellschaftlicher Normen und Strukturen, das wilde Feiern und die daraus resultierenden Konsequenzen thematisiert. Es regt dazu an, über die Bedeutung und Auswirkungen von solchen Festen nachzudenken.
Weitere Informationen
Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Immer wieder Fasching“. Der Autor Joachim Ringelnatz wurde 1883 in Wurzen geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1928. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 133 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 29 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „Abglanz“, „Abschied von Renée“ und „Abschiedsworte an Pellka“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Immer wieder Fasching“ weitere 560 Gedichte vor.
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- Abschiedsworte an Pellka
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- Alone
Zum Autor Joachim Ringelnatz sind auf abi-pur.de 560 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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