An den May von Susanne von Bandemer

Holder Schöpfer süßer Triebe,
Junger wonnereicher May!
Glück und Hoffnung und die Liebe
Sind in dir mir ungetreu.
 
Nie wird dieses Herz empfinden
Deiner Wonne Seligkeit:
Reiz und Jugend sah ich schwinden
Vor der uns bestimmten Zeit:
 
Denn der Gram gab ihnen Flügel;
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Und sein Mehlthau traf das Herz.
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Keiner weisen Stoa Zügel
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Zähmt der Seele wilden Schmerz.
 
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May, dein schönster Tag ist trübe,
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Deinen Zephyr fühl’ ich nicht;
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Weil der süße Trost der Liebe,
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Mir, Unglückliche! gebricht.
 
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Deine Sänger auf den Bäumen
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Singen mir nicht Lieb’ und Scherz.
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Wachend klag’ ich, und in Träumen
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Blutet mein verrathnes Herz.
 
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Wird der Kampf so lange währen
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Bis die letzte Kraft versiegt?
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Bis, geschwächt durch Gram und Zähren,
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Endlich die Natur erliegt? –
 
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Komm, du letzter meiner Tage!
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Todesengel komm herbey!
27 
Mache mich von aller Plage
28 
Und der Liebe Schmerzen frey!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.9 KB)

Details zum Gedicht „An den May“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
138
Entstehungsjahr
1802
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An den May“ wurde von Susanne von Bandemer geschrieben, einer deutschen Dichterin, die im 18. und 19. Jahrhundert lebte. Damit lässt sich dieses Werk in die Epoche der Aufklärung und Romantik einordnen.

Auf den ersten Blick fällt die melancholische und enttäuschende Atmosphäre des Gedichts auf. Es scheint, als ob das lyrische Ich eine tiefe Enttäuschung oder einen Verlust erlitten hat und sich gegenüber der Freude und Hoffnung, die der Mai normalerweise symbolisiert, gleichgültig fühlt.

Inhaltlich beklagt das lyrische Ich den Verlust von Glück, Hoffnung und Liebe, die symbolisch mit dem „wonnereichen May“ in Verbindung gebracht werden. Diese positiven Emotionen scheinen mit dem Verschwinden der „Reiz und Jugend“ verloren gegangen zu sein. Der Mai, der typischerweise als Zeichen der Jugend, Schönheit und Neuanfang gesehen wird, ist für das lyrische Ich eher eine Quelle von Schmerz und Leid, da es die verlorenen Eigenschaften und Gefühle betrauert. Der tief empfundene Kummer scheint sogar so übermächtig zu sein, dass der Tod als letztes Mittel zur Befreiung von diesem Leid angesehen wird.

Das Gedicht besteht aus sieben Strophen, jede mit vier Versen, was eine klare und geordnete Struktur bildet. Die Sprache ist sowohl in ihrem Vokabular als auch im Metrum hoch poetisch und melodisch. Es fallen Worte wie „Holder Schöpfer süßer Triebe“, „wonnereicher May“ oder „Todesengel“, die eine reiche poetische Bildsprache verwenden. Was auffällt, ist das durchgehend hohe Maß an emotionaler Intensität, was den tiefen inneren Kampf und Schmerz des lyrischen Ichs unterstreicht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht „An den May“ von Susanne von Bandemer die melancholischen Gefühle und die tiefe Trauer des lyrischen Ichs über den Verlust von Jugend, Liebe und Hoffnung schildert. Es verwendet dabei eine reiche poetische Sprache und eine klare Struktur, um die Emotionen des Sprechers zu vermitteln und den Leser emotional zu berühren.

Weitere Informationen

Das Gedicht „An den May“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Susanne von Bandemer. Bandemer wurde im Jahr 1751 in Berlin geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1802 zurück. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik oder Romantik zu. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 138 Worte. Weitere Werke der Dichterin Susanne von Bandemer sind „An G * * * g“, „An Herzberg“ und „An Ihn“. Zur Autorin des Gedichtes „An den May“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 86 Gedichte vor.

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